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Paritätischer fordert Unterstützung für die Sozialwirtschaft
„In den aktuellen Krisen zeigt sich, wie wichtig die Einrichtungen der Freien Wohlfahrt und der Sozialwirtschaft allgemein sind“, sagt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. „Ob bei der Betreuung ukrainischer Geflüchteter oder bei der Beratung von Menschen, die in der aktuellen Krise nicht mehr ein noch aus wissen: Die Freie Wohlfahrt ist für die Menschen da. Aber der so noch nie da gewesene Anstieg der Energiekosten und die allgemein hohe Inflation gefährden die Existenz dieser Anlaufstellen. Vom Kindergarten über die Schuldnerberatung bis zum Pflegeheim – die Einrichtungen der Sozialwirtschaft sind massiv bedroht. Die Politik muss der Wohlfahrt jetzt unter die Arme greifen und auch langfristig Unterstützung anbieten.“
Eine Blitzumfrage des Paritätischen Niedersachsen unter seinen mehr als 870 Mitgliedsorganisationen brachte ein deutliches Ergebnis: 94,55 Prozent der Befragten gaben an, die Auswirkungen von Energiekrise und Inflation in ihrer täglichen Arbeit deutlich zu spüren. Jeweils knapp 56 Prozent gaben an, dass die aktuelle Situation ihre Organisation und ihre Klient*innen stark bis sehr stark belaste. „Sowohl die Einrichtungen als auch die Menschen, um die wir uns in der sozialen Arbeit kümmern, erleben eine existenzielle Gefährdung“, sagt Kerstin Tack. „Das dürfen wir als Gesellschaft nicht hinnehmen.“
Zumal zu den aktuellen Krisen weitere Herausforderungen hinzukommen. Der demografische Wandel und der jetzt schon allgegenwärtige Fachkräftemangel prallen in der Freien Wohlfahrt direkt aufeinander. Die Digitalisierung, ein Baustein im Engagement gegen die Fachkräfteknappheit, kann nicht engagiert genug angegangen werden: Die in der sozialen Arbeit tätigen gemeinnützigen Organisationen dürfen kaum Rücklagen bilden und können entsprechend wenig Geld in solche Zukunftsprojekte investieren. Auch Investitionen in Immobilien und Fuhrparks, die zur Erreichung der Klimaziele beitragen würden, sind wegen des Ausschlusses der Gewinnerzielung kaum möglich. Aktuell führen die begrenzten Rücklagen dazu, dass die Organisationen der Freien Wohlfahrt steigende Energiekosten kaum ausgleichen können – sie stehen vor dem Aus.
„Wir brauchen zweierlei. Einmal ist da die kurzfristige Entlastung der Sozialwirtschaft, um Energiekrise und Inflation begegnen zu können. Das wäre durch einen Schutzschirm für die Einrichtungen und Dienste der Freien Wohlfahrtspflege möglich, wie wir ihn ähnlich in der Corona-Krise hatten“, sagt Kerstin Tack. „Langfristig müssen dann Investitionen in soziale Infrastruktur und soziale Teilhabe deutlich gestärkt werden. Dazu gehört auch eine zusätzliche Förderung, um die bestehenden Herausforderungen Digitalisierung und Klimawandel anzugehen und die Sozialwirtschaft anschlussfähig zu halten.“
Diese Anschlussfähigkeit an den modernen Arbeitsmarkt und die digitale Gesellschaft zu sichern, wäre allein deshalb wichtig, weil die Sozialwirtschaft ein großer Wirtschaftsfaktor ist. Mit ihren etwa 6.000 sozialen Einrichtungen, Beratungsstellen und Diensten mit mehr als 230.000 hauptamtlich Beschäftigten ist die Sozialwirtschaft einer der größten Arbeitgeber in Niedersachsen. Dazu kommen rund 500.000 ehrenamtlich Engagierte. Die Sozialwirtschaft erbringt also einen wesentlichen Beitrag zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung im Land. „Der Sozialstaat und damit auch die haupt- und ehrenamtlichen Strukturen der Wohlfahrt sind unverzichtbare, stabile und verlässliche Stützen, die unsere Gesellschaft und Wirtschaft zusammenhalten“, sagt Kerstin Tack. „Niedersachsen benötigt eine starke und handlungsfähige soziale Infrastruktur, um für die Herausforderungen von morgen gut aufgestellt zu sein – damit wir sozial bleiben.“