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PM 03/21 v. 19.02.2021
„Die Corona-Krise zeigt wieder einmal, wie gespalten unsere Gesellschaft tatsächlich ist“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e.V., angesichts des Welttags der sozialen Gerechtigkeit am Samstag, 20. Februar. „Mit dieser Erkenntnis müssen wir uns auseinandersetzen und konkrete Maßnahmen entwickeln, damit jeder Mensch gleichberechtigt am gesellschaftlichen Alltag teilhaben kann.“
Kinder aus armen Familien sind zum Beispiel viel schwerer von dieser Krise betroffen als andere Gleichaltrige – sie leiden unter beengten Wohnverhältnissen, oft fehlt es an der richtigen Ausstattung für digitalen Schulunterricht, und Eltern mit niedrigen Schulabschlüssen können ihre Kinder im Distanzunterricht nicht so gut unterstützen wie etwa Akademikereltern. Angebote zur Hausaufgabenbetreuung sind aber derzeit genauso eingeschränkt wie Nachhilfekurse und Hortbetreuung. „Wir haben das um sich greifende Problem der Kinderarmut viel zu lange hingenommen. Damit muss jetzt Schluss sein. Wir brauchen endlich die Kindergrundsicherung. Und wir brauchen ein Bildungssystem, das allen Kindern unabhängig von ihrer sozialen oder ethnischen Herkunft eine faire Chance gibt.“
Die Krise trifft auch andere Bevölkerungsgruppen unverhältnismäßig hart. Prekär Beschäftigte werden schneller entlassen, Kleinunternehmer*innen und Solo-Selbstständige müssen um ihre wirtschaftliche Existenz bangen; gleichzeitig wissen viele Geringverdienende und arme Rentner*innen nicht, wovon sie die anfallenden Mehrkosten bezahlen sollen – von den notwendigen Schutzmaßnahmen über den empfohlenen Lebensmittelvorrat bis zu Computern samt schneller Datenleitung für die Schulkinder. „Gut, dass es inzwischen entsprechende Hilfsprogramme gibt, dass Kinder Tablets von der Schule und ALG-II-Bezieher*innen kostenlose Schutzmasken bekommen“, sagt Birgit Eckhardt. „Aber allein, wie um diese Pakete gerungen wurde und wie lange es bis zur Umsetzung dauerte, zeigt den Stellenwert, den die Bekämpfung von Armut für die Bundesregierung hat. Und die angekündigte Einmalzahlung von 150 Euro für Armutsbetroffene ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Deshalb stehen auch wir als Paritätischer Landesverband hinter der Forderung eines breiten gesellschaftlichen Bündnisses, die ALG-II-Regelsätze zügig auf mindestens 600 Euro anzuheben.“
In der Krise mangelt es Millionen von Menschen in Deutschland aber nicht nur an finanzieller Absicherung. Beratungs- und Hilfeangebote für Menschen in verschiedenen Notlagen sind derzeit auch nur eingeschränkt verfügbar, obwohl die Nachfrage steigt. „Zum Glück machen viele Träger dieser Angebote vieles möglich, mit soliden Hygienekonzepten und dem Umstieg auf Telefon- und Online-Beratung. In der alltäglichen sozialen Arbeit wird Solidarität gelebt. Davon kann sich die Politik noch etwas abschauen“, sagt Birgit Eckhardt. „Soziale Gerechtigkeit gehört zu den Grundpfeilern einer friedlichen und glücklichen Gesellschaft. Soziale Gerechtigkeit stärkt den Zusammenhalt. Es ist an der Zeit, dass wir diesen Zusammenhang zum Leitbild unserer Gesellschafts- und Sozialpolitik machen.“