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PM 16/21 v. 18.05.2021
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V. veröffentlicht heute eine Stellungnahme zum Kinderschutz in Niedersachsen. „Mit der Einrichtung der Enquetekommission zur Verbesserung des Kinderschutzes und zur Verhinderung von Missbrauch und sexueller Gewalt an Kindern hat der Niedersächsische Landtag ein wichtiges Signal für einen besseren Kinderschutz gesetzt“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen.
Es sei notwendig, die Bedeutung der Kinder- und Jugendhilfe nicht aus den Augen zu verlieren. Das zeigten auch die aktuellen Recherchen des NDR, wonach in der Corona-Pandemie in vielen Kommunen Mitarbeiter*innen aus Jugendämtern abgezogen und in anderen Bereichen eingesetzt wurden. „Das darf nicht sein! Unser aller Ziel muss es sein, dass alle Kinder in Niedersachsen sicher aufwachsen können und die Unterstützung bekommen, die sie benötigen. Hierzu brauchen wir über die Pandemie hinaus starke und personell gut ausgestattete Jugendämter. Die Kinder- und Jugendhilfe – seien es die Jugendämter, seien es die freien Träger – ist systemrelevant. Ihre Unterstützung, ihre Angebote und ihre Leistungen müssen zu allen Zeiten vollumfänglich zugänglich sein. Es darf nicht als selbstverständlich angesehen werden, dass die Mitarbeitenden in diesen Bereichen mit besonderem persönlichen Einsatz viele Schwierigkeiten – gerade in Pandemiezeiten – kompensiert haben.“
Der Paritätische hat nach Einrichtung der Enquete-Kommission eine eigene begleitende Arbeitsgruppe gegründet. Die Arbeitsgruppe repräsentiert die mehr als 300 Mitgliedsorganisationen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen, die in der Kinder- und Jugendhilfe tätig sind. „Kinder- und Jugendschutz ist eines unserer Kernthemen“, sagt die Landesvorsitzende des Paritätischen. „Wir wollen mit unserer Stellungnahme die vielfältige Expertise und langjährige Erfahrung unserer Mitgliedsorganisationen in den Diskussionsprozess einbringen. Das Land Niedersachsen hat bereits viele Aktivitäten für mehr Kinderschutz im Land vorangetrieben, das möchte ich ausdrücklich betonen. Aber Landesregierung und Politik können die gesellschaftliche Situation nicht allein verbessern. Deshalb bieten wir gern unsere Unterstützung und die unserer Mitgliedsorganisationen an.“
Das Papier umfasst fünf Schwerpunktthemen:
Kinderschutz lückenlos sicherstellen
Netzwerke und Beratungsangebote sollten ausgebaut werden, auch private Kontaktpersonen müssen besser für das Thema sensibilisiert und über mögliche Anlaufstellen informiert werden.
Schutzkonzepte in allen Institutionen, Einrichtungen und Vereinen
Überall da, wo Kinder sich aufhalten (Schulen, Kitas, Jugendzentren, Sportvereine…), müssen Schutzkonzepte erarbeitet und umgesetzt werden.
Ressourcen und Strukturen
Jugendämter müssen ausreichend mit gut ausgebildetem Personal ausgestattet sein, das Netzwerk von Fachberatungsstellen muss ausgebaut, die Kinderschutzzentren müssen weiterentwickelt und in ein landesweites Netzwerk eingebunden werden.
Rechte von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien stärken
Hauptamtliche und gut zugängliche Ombudsstellen sollten Familien unterstützen, die auf Hilfen zur Erziehung angewiesen sind. Pflegekinder brauchen eigene Anlaufstellen. Die psychosoziale Prozessbegleitung bei Gerichtsverfahren sollte bei Minderjährigen zum Regelfall werden.
Kinder- und Jugendschutz ist Aufgabe der Erwachsenen
Die Gesellschaft muss Kinder und Jugendliche als eigenständige Individuen ernst nehmen und an gesellschaftlichen Entscheidungen beteiligen. Gleichzeitig muss ihre Schutzbedürftigkeit Leitlinie für das Handeln von Institutionen wie Einzelpersonen sein. Präventionsprogramme müssten alle Kinder und Jugendlichen erreichen, Minderjährige mit Beeinträchtigungen benötigen zusätzliche Angebote.
Ausführliche Informationen zu den einzelnen Themenfeldern sind der beigefügten ausführlichen Stellungnahme zu entnehmen.