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PMS 10/19 v. 19.03.2019
Mit einem landesweiten Aktionstag machen die 95 niedersächsischen Jugendwerkstätten auf ihre ungewisse Zukunft aufmerksam. Die ist durch den geplanten Ausstieg Großbritanniens aus der EU massiv gefährdet. „Die Auswirkungen des Brexit sind eine große Unbekannte für die Jugendwerkstätten“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e.V. „Klar ist: Ab 2020 fließen deutlich weniger ESF-Fördermittel nach Niedersachsen als bisher, und von diesen Fördermitteln sind die Jugendwerkstätten derzeit abhängig. Da muss das Land in die Bresche springen. Die Jugendwerkstätten brauchen ein zukunftsfähiges und langfristiges Finanzierungskonzept.“
Der Paritätische betreibt im Kreisverband Cuxhaven zwei Jugendwerkstätten selbst, zehn weitere Einrichtungen werden von Mitgliedsorganisationen des Verbands betrieben. Die Werkstätten führen arbeitslose junge Menschen durch betriebsnahe Qualifizierung an eine Ausbildung oder Beschäftigung heran – ein Erfolgsmodell seit gut 40 Jahren. Jedes Jahr kommen etwa 3000 neue Jugendliche in die Werkstätten, darunter auch viele junge Flüchtlinge. Empirische Befunde zeigen, dass es den Jugendwerkstätten gut gelingt, die vielfältigen Probleme der Jugendlichen zusammen mit ihnen zu bearbeiten, den Unterstützungsbedarf zu verringern und bei der Mehrzahl der Jugendlichen eine positive Entwicklung anzustoßen. Geld in dieses System zu geben, ist mit einer entsprechend hohen volkswirtschaftlichen Rendite verknüpft. Der Paritätische setzt sich dafür ein, dass künftig das Land die Jugendwerkstätten über ein eigenständiges Förderprogramm deutlich stärker unterstützt. „Das Land muss jetzt die Weichen stellen“, sagt Birgit Eckhardt. „Ich bin mir sicher, dass dann auch die Kommunen und die Träger mitziehen, um weiterhin benachteiligte junge Menschen dabei zu unterstützen, ihren Weg in den Arbeitsmarkt zu finden.“
Die Politik wertschätzt die Arbeit der Jugendwerkstätten. Im Koalitionsvertrag hat die niedersächsische Große Koalition aus SPD und CDU vereinbart, die Jugendwerkstätten weiter zu fördern, ein entsprechender Entschließungsantrag von SPD und CDU wurde von allen Landtagsfraktionen begrüßt. „Aber solche Beteuerungen reichen nicht mehr aus. Wir brauchen schnellstens ein Finanzierungskonzept, das langfristige Planungssicherheit für die Träger, Sicherheit für die Beschäftigten und eine Perspektive für die betreuten jungen Menschen bietet“, sagt Birgit Eckhardt. 2015 bis 2020 stehen für die Arbeit der Jugendwerkstätten 76,1 Mio. Euro aus dem ESF und 82,2 Mio. Euro aus Landesmitteln bereit – dieses Verhältnis wird sich ändern, darf aber nicht zu einer Absenkung der Gesamtmittel führen. „Perspektivisch muss der Bund einen Rechtsanspruch auf Leistungen der Jugendsozialarbeit umsetzen, mit eindeutigen Zuständigkeiten und rechtskreisübergreifenden Poolfinanzierungen. Sozialministerin Reimann hat den Bund schon aufgefordert, entsprechende Vorschläge zu prüfen. Das begrüßen wir ausdrücklich.“
Die beiden Jugendwerkstätten in Cuxhaven werden anlässlich des heutigen Aktionstags mit einem Flashmob vor dem Rathaus auf die Problematik aufmerksam machen. Die Jugendwerkstatt der paritätischen Mitgliedsorganisation Werkgemeinschaft Die Brücke hat bereits am vergangenen Freitag Passanten in der Bramscher Innenstadt darüber informiert und eine Podiumsdiskussion mit Politik, Stadtverwaltung, Jobcenter und betreuten Jugendlichen ausgerichtet.