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PMS 20/19 v. 11.05.2019
„Die Versorgungssicherheit in der Altenpflege steht auf der Kippe“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e.V., zum Tag der Pflege am Sonntag, 12. Mai. „Politik und Kostenträger müssen endlich an einem Strang ziehen, um eine Katastrophe zu verhindern. Wir haben keine Zeit mehr für Ausweichmanöver. Dieses System rast auf den Abgrund zu und braucht schnellstens eine Kehrtwende.“
Schon jetzt müssen Pflegedienste immer wieder Pflegegesuche ablehnen, weil die Personaldecke zu dünn ist. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen klagen immer wieder über unpersönliche „Pflege im Minutentakt“. Derlei Probleme sind dem bestehenden System geschuldet: Für bestimmte Dienstleistungen wird nur eine bestimmte, oft genug sehr knapp bemessene Zeit rückvergütet. Nehmen sich die Pflegekräfte mehr Zeit für ihre Patientinnen und Patienten, bekommt der Pflegedienst dafür kein zusätzliches Geld von der Pflegekasse.
Nach wie vor werden auch die Fahrzeiten zwischen den einzelnen Einsatzorten unzureichend vergütet. Das ist gerade im ländlichen Raum ein handfestes Problem – und ländliche Gebiete gibt es in Niedersachsen reichlich. Noch dazu zahlen die Kassen unterschiedlichen Pflegediensten auch unterschiedliche Wegepauschalen. Das lässt sich nur schwer begründen, denn ein gefahrener Kilometer ist ein gefahrener Kilometer, egal bei welchem Träger. Qualitative Unterschiede lassen sich da nicht ins Feld führen. „Unsere Pflegekräfte, und das gilt genauso für die Pflegerinnen und Pfleger bei anderen Anbietern, wollen die ihnen anvertrauten Menschen gut und fürsorglich betreuen“, sagt Birgit Eckhardt. „Das geht aber nur, wenn das Vergütungssystem dafür auch einen Spielraum lässt. Ändern wir nicht schnell etwas am bestehenden System, droht die Empathie auf der Strecke zu bleiben.“
Der Tag der Pflege erinnert an den Geburtstag von Florence Nightingale, die vor mehr als 150 Jahren die Krankenpflege modernisiert und professionalisiert hat. Dieser Gedenktag ist also auch ein „Tag der Pflegenden“. Diejenigen, die beruflich in der Altenpflege arbeiten, leiden unter schlechten Arbeitsbedingungen und werden nicht hinreichend gut bezahlt. Diejenigen, die Angehörige zu Hause pflegen, sind enorm beansprucht, haben aber kaum Möglichkeiten zur Erholung. „Unsere Gesellschaft muss sowohl die professionellen Pflegekräfte als auch die pflegenden Angehörigen viel mehr unterstützen“, sagt Birgit Eckhardt. „In der ambulanten Pflege muss der Arbeitsdruck sinken, und die Vergütung muss besser werden. Und wer seine eigenen Angehörigen pflegt, benötigt professionelle Unterstützung und Entlastung. Davon gibt es leider noch zu wenig.“
Hinzu kommt: Pflege wird für die Patientinnen und Patienten (und für ihre Angehörigen) immer teurer. „Gerade die Unterbringung in einer stationären Pflegeeinrichtung frisst schnell auf, was sich Menschen mühsam ein ganzes Leben lang erspart haben“, sagt Birgit Eckhardt. „Der Eigenanteil muss dringend gedeckelt werden, damit Pflege bezahlbar bleibt.“
Bessere Arbeitsbedingungen, bezahlbare Pflege, Entlastung für die Angehörigen – und dann auch noch der Fachkräftemangel, der die Pflege und andere soziale Berufe längst erreicht hat: „Die Politik muss endlich handeln und das System vom Kopf auf die Füße stellen“, sagt Birgit Eckhardt. „Sonst kollabiert die Pflege.“