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PMS 32/17 v. 14.11.2017
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V. begrüßt die Pläne der Großen Koalition, die Gebühren für Kindertagesstätten (Kitas) und Kindergärten abzuschaffen, macht aber gleichzeitig darauf aufmerksam, dass es im Bereich der Tageseinrichtungen für Kinder weitaus dringendere Baustellen gibt. „Wir fordern seit Jahren eine Verbesserung der Qualität und Standards in Kindertagesstätten“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. „Mehr Qualität bedeutet bessere Bildungschancen für alle Kinder und somit langfristig auch mehr soziale Gerechtigkeit für alle.“
Kleinere Gruppen und bessere Betreuungsschlüssel, bessere Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Inklusion, modernere Raumstandards, bessere Ausstattung und mehr Zeit für die Erzieherinnen und Erzieher zur Vorbereitung ihrer Arbeit: Die Liste der Forderungen für mehr Qualität in den Kitas ist lang und sollte aus Sicht des Paritätischen dringender in Angriff genommen werden als ein Gebührenerlass, der in erster Linie mittelständischen und einkommensstarken Familien zugutekommt, da einkommensschwache Familien in der Regel sowieso schon von den Kosten befreit sind.
Neben den strukturellen Standards ist es vor allem die Umsetzung der Inklusion, die dringend angegangen werden muss. Die Mitgliedsorganisationen im paritätischen Fachbereich „Tageseinrichtungen für Kinder“ hatten hierzu bereits vor Monaten ein Papier erarbeitet, das Standards für ein hochwertiges inklusives frühkindliches Bildungssystem definiert. „Inklusion ist ein gesamtgesellschaftlicher Prozess, der alle Menschen betrifft und in den alle Menschen eingebunden werden müssen“, erklärt Birgit Eckhardt. „Für uns ist es selbstverständlich, dass ein inklusives Miteinander von Beginn an in den Kitas vor- und mitgelebt werden muss, eine Pause in diesem Prozess darf nicht zur Diskussion stehen.“
Der Paritätische befürchtet, dass der Gebührenerlass Konsequenzen für die weitere Umsetzung der dringenden Forderungen zur Folge haben wird. „Wenn die Große Koalition rund 250 Millionen Euro für die Gebührenfreiheit ausgeben will, fragen wir uns: Wie viel Geld bleibt dann noch für bessere Betreuungsstrukturen, für mehr Qualität und die Umsetzung der Inklusion übrig?“ sagt Birgit Eckhardt. „Die Große Koalition darf sich mit dem Gebührenerlass nicht von einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für die frühkindliche Bildung freikaufen!“