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PMS 44/19 v. 12.12.2019

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Armutsbericht 2019: Armut macht einsam - Quote für Niedersachsen sinkt leicht, aber es gibt mehr arme Alte

„Armut macht einsam“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e.V. „Das ist bei Kindern so, die sich den Kinobesuch mit Freunden nicht leisten können. Das ist bei Erwachsenen so, die mit drei Minijobs gerade so die Familie über Wasser halten und keine Zeit und kein Geld mehr für Vereinssport oder andere Freizeitgestaltung haben. Das ist bei alten Menschen so, die am Ende des Monats kaum noch genug Geld für die nötigsten Lebensmittel haben und niemanden mehr nach Hause einladen wollen, weil die Heizung wegen der hohen Kosten nicht läuft und die Wohnung bitterkalt ist.“ Heute ist der Armutsbericht 2019 des Paritätischen Gesamtverbands erschienen. Er setzt sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Privathaushalte in den 30 Jahren seit dem Mauerfall auseinander. Soziale Isolation und Vereinsamung durch Armut: Diese Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch den Bericht.

In Niedersachsen ist die Armut nach einer Steigerung in den vergangenen Jahren wieder rückläufig, die Quote liegt für 2018 bei 15,9 Prozent (2017: 16,7). Entsprechend sind auch die Zahlen der Arbeitslosen und Langzeitarbeitslosen leicht gesunken (auf 5,3 bzw. 1,9 Prozent). „Hinter diesen Zahlen verbirgt sich aber nicht der Erfolg eines schlüssigen politischen Gesamtkonzepts“, sagt Birgit Eckhardt. „Der Sockel an Arbeitslosen ist nach wie vor hoch, und Gesellschaft und Politik dürfen einfach nicht hinnehmen, dass Zehntausende Kinder in unserem Bundesland in Armut leben.“ Der Paritätische ruft die Parteien im Landtag dazu auf, verstärkt in gute Kinderbetreuung und gute Schulen zu investieren – Teilhabe an Bildung gilt nach wie vor als wichtigster Schlüssel im Kampf gegen die Armut. „Dazu gehört auch, dass wir gute Arbeitsbedingungen in Kindertagesstätten und Schulen haben, denn sonst fehlt zunehmend qualifiziertes Personal in diesen Einrichtungen.“

Der neue Armutsbericht, beruhend auf den Daten aus dem sogenannten Mikrozensus des Statistischen Bundesamts, konstatiert erstmals seit 2014 wieder einen leichten Rückgang der bundesweiten Armutsquote um 0,3 auf 15,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Damit bleibt die Armutsquote aber auf hohem Niveau. „Neu und erschreckend an diesem Bericht sind für mich zwei Tatsachen. Erstens: Jeder dritte erwachsene Mensch in Armut ist erwerbstätig“, sagt Birgit Eckhardt. „ Wir brauchen also dringend einen existenzsichernden Mindestlohn und ein Ende der Dumpingpreis-Wettbewerbe in manchen Branchen, etwa in der Logistik. Zweitens sind immer mehr Rentnerinnen und Rentner von Armut betroffen, sie machen bereits fast zehn Prozent der Armen im Land aus. Die Zahl ist in den vergangenen zehn Jahren um ein Drittel gestiegen, und diese Entwicklung ist noch lange nicht am Ende angelangt.“ Der Paritätische fordert deshalb gemeinsam mit anderen Verbänden eine auskömmliche Grundrente und insgesamt eine Stabilisierung des Rentenniveaus.

30 Jahre nach der friedlichen Wende in der damaligen DDR stellt der Paritätische in seinem Armutsbericht eine Vierteilung Deutschlands fest: Baden-Württemberg und Bayern haben als Region eine vergleichsweise niedrige Armutsquote von 11,8 Prozent, es folgt der Nord-West-Gürtel mit Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz mit 15,9 Prozent. Die östlichen Bundesländer Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern weisen eine regionale Armutsquote von 17,5 Prozent auf. Die Rote Laterne trägt Nordrhein-Westfalen: Das bevölkerungsreichste Bundesland hat eine Armutsquote von 18,1 Prozent – nahezu jeder fünfte Mensch an Rhein und Ruhr gilt als arm. Während die relative Armut in den östlichen Bundesländern im Zehn-Jahres-Vergleich allerdings deutlich zurückgegangen ist, wächst sie in Nordrhein-Westfalen (und auch in Hessen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg) teils deutlich an.

Anbei finden Sie den Armutsbericht als Download. Auf der Aktionsseite des Gesamtverbands finden Sie außerdem verschiedene Grafiken sowie eine Postleitzahlen-Suche, mit der Sie die Armutsquote Ihrer Region herausfinden können.