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Zehn Jahre Rechtsanspruch auf Kita-Betreuung: Es bleibt viel zu tun!

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PM 21/23 v. 31.07.2023

Die Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für alle Kinder ab dem ersten Lebensjahr am 01.08.2013 war ein sozialpolitischer Meilenstein. Damit einher ging das Versprechen auf eine auskömmliche Anzahl an Betreuungsplätzen und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie für die Eltern. Der hieraus resultierende Kraftakt stellte alle Beteiligten – Politik, Träger und Einrichtungen – vor erhebliche Herausforderungen: Angefangen von der Bereitstellung der notwendigen finanziellen Mittel über die Schaffung entsprechender Räumlichkeiten bis hin zur Ausbildung des benötigten Fachpersonals.

Im Jahr 2022 wurden in Niedersachsen 61.095 Kleinkinder bis unter 3 Jahren in einer Krippe und 211.564 Kinder im Alter von 3 bis unter 6 Jahren in Tageseinrichtungen betreut. Die Betreuungsquote für Kinder im Alter bis unter 3 Jahren liegt damit bei 33,8 Prozent, während sie für Kinder im Alter von 3 bis unter 6 Jahren sogar bei 91,9 Prozent liegt.

Heute, zehn Jahre später, fällt der Rückblick auf diese vermeintliche Erfolgsgeschichte bescheiden aus. „Die Betreuungszahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es heute immer noch an ausreichend Kita-Plätzen und vor allem an Fachkräften mangelt, worunter auch die Qualität der frühkindlichen Betreuung und die Rahmenbedingungen, die Kinder, Eltern und Arbeitskräfte in den Krippen und Kitas in Niedersachsen vorfinden, leiden“, erklärt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen.

Kurz vor dem Start des neuen Kita-Jahres ist die Situation dramatisch. Der Notstand ist vielerorts zum Dauerzustand geworden. Insgesamt fehlen in Niedersachsen laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung aktuell rund 12.000 Fachkräfte. Die Folge sind verkürzte Betreuungszeiten, das Schließen von Gruppen und sogar der Verzicht auf die Einrichtung neuer Gruppen in bestehenden Einrichtungen.

Als Reaktion auf diese Krise wird öffentlich über eine Absenkung der Vorgaben für die Qualität in den Kindertagesstätten diskutiert und auch der Einsatz ungelernter Fachkräfte ins Spiel gebracht. Das Problem ist aber nicht nur fehlender Nachwuchs, sondern vor allem die hohe Fluktuation der Mitarbeitenden. Bereits nach fünf Jahren verlassen 25 Prozent der Fachkräfte das Arbeitsfeld und kehren der Kinderbetreuung den Rücken. Wer hieran etwas ändern will, der muss die Arbeitsbedingungen in den Kitas verbessern. Ohne eine Steigerung der Attraktivität des Arbeitsfeldes wird die Gewinnung neuer, wie auch die Bindung bereits engagierter Fachkräfte scheitern.

Die Absenkung der Qualitätsstandards beim Personal ist weder kurz- noch langfristig eine gangbare Möglichkeit, da dadurch der Druck auf die verbliebenen Fachkräfte weiter erhöht wird, statt diese sinnvoll zu entlasten. Hierzu Kerstin Tack: „Die Lösungsvorschläge liegen auf dem Tisch und sind in vielerlei Hinsicht sogar Teil des Koalitionsvertrages von SPD und Grünen. Wir sind enttäuscht, dass nach den bisherigen Verlautbarungen der Landesregierung die Lösung dieses zentralen Problems anscheinend weiterhin keine politische Priorität genießt.“

Unsere Forderungen

  • Der Paritätische Niedersachsen appelliert an die Landespolitiker*innen, ihrer Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder und der Gesellschaft gerecht zu werden und fordert:
  • Keine Absenkung der Qualitätsstandards in Kitas beim Personal, die Einführung der dritten Kraft in Kindergartengruppen ist dringend notwendig
  • Vergütete praxisintegrierte Erzieher*innenausbildung, unter Beibehaltung des DQR-6-Niveaus
  • Ausbildungskapazitäten insbesondere tätigkeitsbegleitend und in Teilzeit deutlich erhöhen und Quereinstiege erleichtern
  • Landesförderung vom ersten Tag an für freie Fachschulen
  • Ausbau von Studienplätzen für Fachschullehrkräfte
  • zügige Anerkennungsverfahren für ausländische Abschlüsse, begleitende Anpassungslehrgänge und Fachdeutsch-Kurse
  • Erhöhung der Leitungs- und Verfügungszeiten für die Fachkräfte
  • Entlastung des pädagogischen Personals von fachfremden Aufgaben beispielsweise Hauswirtschaft und Verwaltung
  • Verbindliche und vom Land refinanzierte Fachberatung