Aktuelles
PMS 50/18 v. 13.12.2018
Dass Armut nicht ausschließlich eine Gefahr für Langzeitarbeitslose und Menschen mit niedrigem Bildungsstand darstellt, zeigt der aktuelle Armutsbericht 2018 des Paritätischen Gesamtverbands und räumt somit mit falschen Bildern von Armut auf. „Ein Drittel der erwachsenen Armen in Deutschland ist erwerbstätig, jeder vierte ist in Rente oder Pension und nur ein Fünftel arbeitslos“, fasst Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e.V., einen der vielen brisanten Befunde des Berichts zusammen. „Populäre, aber falsche Bilder über Armut in Deutschland müssen korrigiert werden.“
Der Armutsbericht geht erstmals der Frage nach, wer die 13,7 Millionen Menschen, die in Deutschland in Armut leben, faktisch sind. Die bundesweit erhobenen Trends spiegeln sich auch Niedersachsen wider und sind somit auch landespolitisch ein wichtiges Thema, das regional angegangen werden muss. „Die Armutsgefährdungsquote in Niedersachsen liegt bei 16 Prozent, das sind 1,2 Millionen Menschen und damit jeder sechste Mensch in Niedersachsen“, sagt Birgit Eckhardt. „Auch Alters- und Kinderarmut sind weiter gestiegen, und bei Alleinerziehenenden liegt die Armutsgefährdungsquote bei 68 Prozent.“
Der Paritätische hat konkrete Forderungen an die Landesregierung, um Armut in der Breite zu bekämpfen. Nach der Beitragsfreiheit in niedersächischen Kindergärten müssen nun Investitionen in die Qualität und die Flexibilität der Kinderbetreuung folgen: Mehr Qualität, damit die Bildungschancen von Kindern nicht vom sozialen Status des Elternhauses abhängig sind, und mehr Flexibilität, damit auch Alleinerziehende die Möglichkeit haben, Vollzeit zu arbeiten. „Das Land setzt sich für die Kindergrundsicherung ein, das ist unbedingt zu begrüßen“, betont Birgit Eckhardt. „Aber das Engagement muss fortgeführt werden.“ Weitere wichtige Punkte aus Sicht des Paritätischen sind der Einstieg in einen sozialen Arbeitsmarkt, finanziert mit dem Passiv-Aktiv-Transfer: Das Geld, das jetzt als ALG II ausgezahlt wird, sollte komplett als Ko-Finanzierung in ein Arbeitsverhältnis fließen. Verstärkte Anstrengungen im Wohnungsbau, vor allem im sozialen, sind ebenfalls nötig: „Abertausende Wohnungen fallen derzeit aus der Mietpreisbindung heraus, adäquaten Ersatz gibt es nicht“, sagt Birgit Eckhardt.
Der Armutsbericht des Gesamtverbands, der am heutigen Donnerstag in der Bundespressekonferenz in Berlin vorgestellt wurde, wurde von der Paritätischen Forschungsstelle mit Daten des Sozio-oekonomischen Panels (DIW) berechnet. Der 72 Seiten starke Bericht räumt mit diversen Klischees und Vorteilen zu von Armut betroffenen Menschen auf. „Auch die gängige Formel, Bildung allein schütze vor Armut, trifft offenbar nicht zu“, erklärt Birgit Eckhardt: „Die Analyse zeigt, dass fast drei Viertel der ab 25-jährigen Armen ein mittleres oder sogar hohes Qualifikationsniveau aufweisen.“ Ein weiterer Befund ist, dass Armut trotz Arbeit keinesfalls hauptsächlich ein Problem von Minijobbern ist, die nur etwas mehr als ein Viertel der erwerbstätigen Armen ausmachen. Die ganz überwiegende Mehrheit ist mehr als nur geringfügig tätig und 41 Prozent sind sogar voll erwerbstätig. „Armut geht jedoch auffallend vergleichsweise oft mit befristeter Beschäftigung und Zeit- bzw. Leiharbeit einher“, betont Birgit Eckhardt.
Neben den neuen Erkenntnissen enthält der Armutsbericht auch Befunde zur „klassischen“ Betrachtung von Armut und bestätigt, dass insbesondere Arbeitslose, Alleinerziehende, sowie Menschen mit geringem Qualifikationsniveau und mit Migrationshintergrund nach wie vor überdurchschnittlich oft von Armut bedroht sind. „Diese Fakten sind seit Jahren bekannt, eine Verbesserung ist, trotz aller politischen Absichtserkundungen, nach wie vor nicht erkennbar“, kritisiert Birgit Eckhardt. Alarmierend hoch bleibt auch die Kinderarmut: Nicht nur jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut, sondern auch jeder fünfte arme Mensch in diesem Land ist ein Kind.
Der Armutsbericht geht erstmals der Frage nach, wer die 13,7 Millionen Menschen, die in Deutschland in Armut leben, faktisch sind. Die bundesweit erhobenen Trends spiegeln sich auch Niedersachsen wider und sind somit auch landespolitisch ein wichtiges Thema, das regional angegangen werden muss. „Die Armutsgefährdungsquote in Niedersachsen liegt bei 16 Prozent, das sind 1,2 Millionen Menschen und damit jeder sechste Mensch in Niedersachsen“, sagt Birgit Eckhardt. „Auch Alters- und Kinderarmut sind weiter gestiegen, und bei Alleinerziehenenden liegt die Armutsgefährdungsquote bei 68 Prozent.“
Der Paritätische hat konkrete Forderungen an die Landesregierung, um Armut in der Breite zu bekämpfen. Nach der Beitragsfreiheit in niedersächischen Kindergärten müssen nun Investitionen in die Qualität und die Flexibilität der Kinderbetreuung folgen: Mehr Qualität, damit die Bildungschancen von Kindern nicht vom sozialen Status des Elternhauses abhängig sind, und mehr Flexibilität, damit auch Alleinerziehende die Möglichkeit haben, Vollzeit zu arbeiten. „Das Land setzt sich für die Kindergrundsicherung ein, das ist unbedingt zu begrüßen“, betont Birgit Eckhardt. „Aber das Engagement muss fortgeführt werden.“ Weitere wichtige Punkte aus Sicht des Paritätischen sind der Einstieg in einen sozialen Arbeitsmarkt, finanziert mit dem Passiv-Aktiv-Transfer: Das Geld, das jetzt als ALG II ausgezahlt wird, sollte komplett als Ko-Finanzierung in ein Arbeitsverhältnis fließen. Verstärkte Anstrengungen im Wohnungsbau, vor allem im sozialen, sind ebenfalls nötig: „Abertausende Wohnungen fallen derzeit aus der Mietpreisbindung heraus, adäquaten Ersatz gibt es nicht“, sagt Birgit Eckhardt.
Der Armutsbericht des Gesamtverbands, der am heutigen Donnerstag in der Bundespressekonferenz in Berlin vorgestellt wurde, wurde von der Paritätischen Forschungsstelle mit Daten des Sozio-oekonomischen Panels (DIW) berechnet. Der 72 Seiten starke Bericht räumt mit diversen Klischees und Vorteilen zu von Armut betroffenen Menschen auf. „Auch die gängige Formel, Bildung allein schütze vor Armut, trifft offenbar nicht zu“, erklärt Birgit Eckhardt: „Die Analyse zeigt, dass fast drei Viertel der ab 25-jährigen Armen ein mittleres oder sogar hohes Qualifikationsniveau aufweisen.“ Ein weiterer Befund ist, dass Armut trotz Arbeit keinesfalls hauptsächlich ein Problem von Minijobbern ist, die nur etwas mehr als ein Viertel der erwerbstätigen Armen ausmachen. Die ganz überwiegende Mehrheit ist mehr als nur geringfügig tätig und 41 Prozent sind sogar voll erwerbstätig. „Armut geht jedoch auffallend vergleichsweise oft mit befristeter Beschäftigung und Zeit- bzw. Leiharbeit einher“, betont Birgit Eckhardt.
Neben den neuen Erkenntnissen enthält der Armutsbericht auch Befunde zur „klassischen“ Betrachtung von Armut und bestätigt, dass insbesondere Arbeitslose, Alleinerziehende, sowie Menschen mit geringem Qualifikationsniveau und mit Migrationshintergrund nach wie vor überdurchschnittlich oft von Armut bedroht sind. „Diese Fakten sind seit Jahren bekannt, eine Verbesserung ist, trotz aller politischen Absichtserkundungen, nach wie vor nicht erkennbar“, kritisiert Birgit Eckhardt. Alarmierend hoch bleibt auch die Kinderarmut: Nicht nur jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut, sondern auch jeder fünfte arme Mensch in diesem Land ist ein Kind.