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Paritätischer legt neuen Armutsbericht vor: Armut in Niedersachsen sinkt leicht – große regionale Unterschiede bleiben bestehen
Die Armut in Deutschland verharrt auf hohem Niveau, so das Ergebnis des neuen Paritätischen Armutsberichts: 16,8 Prozent der Bevölkerung, das entspricht 14,2 Millionen Menschen, leben nach den jüngsten Zahlen in Armut. Niedersachsen liegt mit einer Armutsquote von 17,9 Prozent erneut über dem Bundesdurchschnitt, hier ist die Quote ist nach Anstiegen in den letzten vier Jahren erstmals wieder leicht gesunken (Vorjahr: 18,3 Prozent). „Die Befunde sind durchwachsen, aber einen Grund zur Entwarnung gibt es nicht“, sagt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. „Die Quote verbleibt auf einem zu hohen Niveau, eine nachhaltige Bekämpfung von Armut findet nach wie vor nicht statt. Der Trend stetig wachsender Armut scheint zwar auf den ersten Blick gestoppt, aber noch lange nicht gedreht!“ Der Paritätische sieht wesentliche armutspolitische Stellschrauben insbesondere in besseren Erwerbseinkommen, besseren Alterseinkünften und einer Reform des Kinderlastenausgleichs.
Gerade in einem Flächenland wie Niedersachsen fällt die Armutsbetroffenheit der Menschen regional sehr unterschiedlich aus. Während das Umland von Hannover mit 15,9 Prozent deutlich unter dem Landesdurchschnitt bleibt, liegen etwa die Region Ostfriesland mit 21 Prozent und die Landkreise Hameln-Pyrmont, Holzminden und Hildesheim mit je 20 Prozent weit darüber. Trauriger Spitzenreiter ist erneut die Landeshauptstadt Hannover mit 22,4 Prozent.
Der neue Bericht gibt auch Aufschluss über die Verteilung von Armut: Fast zwei Drittel der erwachsenen Armen gehen entweder einer Arbeit nach oder sind in Rente beziehungsweise Pension. Insbesondere Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Menschen mit schlechten Bildungsabschlüssen oder ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind von Armut betroffen. Unter Alleinerziehenden lag die Armutsquote bei 43,2 Prozent. Auf einen neuen besorgniserregenden Rekordwert ist nach der Studie zudem die Kinderarmut gestiegen: Mehr als jedes fünfte Kind ist mittlerweile von Armut betroffen (21,8 Prozent).
„Armut hemmt nicht nur Betroffene, sie ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und geht uns alle an. Sie verstärkt soziale Spannungen und Spaltungen. Was wir brauchen, sind entschlossene und wirkungsvolle Gegenmaßnahmen“, betont Kerstin Tack. Dazu gehören aus Sicht des Verbandes unter anderem die Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro, der Ausbau der Kinderbetreuung, eine Kindergrundsicherung, die vor Armut schützt und eine solidarische Pflegeversicherung als Vollversicherung.
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