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PMS 11/20 v. 06.05.2020

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Einstieg in den Ausstieg: Kinder und Jugendliche in den Blick nehmen!

Gemeinsame Pressemitteilung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e.V. und des Deutschen Kinderschutzbundes Landesverband Niedersachsen e.V.

Kinder, Jugendliche und ihre Familien sind besonders von der Corona-Pandemie betroffen. Durch die Schließung der Kindertagesstätten, Schulen und aller weiteren öffentlichen Freizeitmöglichkeiten sowie des Kontaktverbots wurden sie abrupt von (nahezu) allen sozialen Kontaktmöglichkeiten abgeschnitten. Sie müssen ohne die für ihre Entwicklung wichtigen Sozialisationspartner*innen und Vertrauenspersonen außerhalb der eigenen Kernfamilie auskommen und sind auch bei der Aneignung des Lernstoffs aus der Schule nahezu auf sich selbst gestellt. Dies alles war aus Infektionsschutzgründen unumgänglich, stellte aber besonders bei dieser Gruppe einen drastischen Einschnitt in ihrem bisherigen Lebensumfeld dar.

„Umso wichtiger ist es, dass nun bei allen weiteren Öffnungsschritten die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen ein maßgeblicher Entscheidungsfaktor sind. Der am Montag vorgestellte Stufenplan der Niedersächsischen Landesregierung ist hierbei ein erster richtiger Schritt. Wir hoffen und erwarten, dass nun auch in Niedersachsen Angebote wie die Tagesgruppen nach § 32 SGB VIII geöffnet und in anderen Bereichen wie der Jugendarbeit erste Öffnungsschritte gemacht werden“, so Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. „Wir müssen Kindern und Jugendlichen nach den abrupten Kontaktabrissen zu anderen Kindern und vertrauten Personen eine Wiederkehr in ihr altes Leben Schritt für Schritt ermöglichen.“

Wie wichtig diese Kontakte auch aus Gründen des Kinderschutzes sind, betont Johannes Schmidt, Vorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) Niedersachsen. „Wir als Kinderschutzbund haben immer dafür gekämpft, dass wir den Schutz von Kindern als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen. Das geht nur über den Zugang zu Kindern und Familien in Kitas, Jugendarbeit und anderen Angeboten.“

Der erfolgte „Shutdown“ und die damit einhergehende hohe Belastung von Familiensystemen dürfen nicht länger als unbedingt notwendig beibehalten werden. Nun müssten die Kinder und Jugendlichen und deren Familien in den Fokus genommen werden. Dabei spiele auch die Funktionsfähigkeit der Jugendämter eine wesentliche Rolle: „Eltern müssen wissen, dass ihnen auch in Krisensituationen die Unterstützung der Jugendämter zusteht. Das grundgesetzlich verankerte staatliche Wächteramt kennt keine Beschränkungen. Hilfen müssen bearbeitet und bewilligt werden“, so Schmidt.

In diesem Zusammenhang zeigen sich Eckhardt wie Schmidt beunruhigt über Rückmeldungen aus der Praxis, wonach aktuell kaum neue Hilfen bewilligt werden und Anfragen an Träger sogar zurückgehen. „Das lässt aus unserer Sicht nur den Schluss zu, dass das System Jugendhilfe derzeit nicht so funktioniert wie vor der Krise. Selbstverständlich müssen auch Jugendämter der neuen Situation begegnen und den Schutz der eigenen Mitarbeitenden sicherstellen. Dies darf aber nicht dazu führen, dass die Jugendämter einem ihrer zentralen Aufträge, nämlich der Umsetzung des staatlichen Wächteramtes gemäß des Grundgesetzes nicht mehr nachkommen“ so die einhellige Forderung. „Bei der Bewältigung der derzeitigen und kommenden Aufgaben muss das vor der Krise gut eingespielte Netz aus freien und öffentlichen Trägern der Jugendhilfe funktionsfähig bleiben bzw. schnellst möglich wieder hergestellt werden.“

Der Paritätische Niedersachsen und der DKSB LV Niedersachsen werden sich zu den weiteren Entwicklungen in regelmäßigen Abständen in der Öffentlichkeit zu Wort melden.