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Armutszeugnis: Hohe Kinderarmut in Deutschland im EU-Vergleich
Armut bedroht ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland. In gut zwei Drittel aller EU-Staaten lag der Anteil armer Kinder niedriger als hierzulande. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des Statistischen Bundesamtes zur Armutsgefährdung im Jahr 2022. Vor allem die Bildung der Eltern ist ein entscheidender Faktor dafür, wie stark Kinder und Jugendliche von Armut bedroht sind. Während die Armutsgefährdungsquote unter Kindern und Jugendlichen von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss bei erschreckenden 37,6 Prozent liegt, sind es von Eltern mit höherem Bildungsabschluss nur noch 6,7 Prozent.
„Die aktuellen Zahlen sind ein Armutszeugnis für ein reiches Land wie Deutschland. Während um die Finanzierung der Kindergrundsicherung weiterhin gefeilscht wird, führen wir eine politische Scheindebatte über Einkommensobergrenzen beim Elterngeld für Reiche“, erklärt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen.
Wie sehr diese Diskussionen an der Realität vorbeigehen, zeigt sich auch daran, dass viele Menschen in Deutschland arm trotz Arbeit sind. Etwa jeder vierte Erwerbstätige in Deutschland verdient kaum mehr als den Mindestlohn. Das insgesamt niedrige Lohnniveau in Deutschland gründet in erster Linie auf einem großen Niedriglohnsektor – dem allgemeinem Arbeitskräftemangel zum Trotz.
Vielen Kindern bleiben aufgrund der Armut des Elternhauses von früh an Chancen für ihren weiteren Lebensweg verwehrt, was sich nachhaltig auf ihre Schul- und Bildungserfolge sowie auf die psychische und physische Gesundheit auswirkt. Studien zeigen, dass nur knapp ein Fünftel der armutsbetroffenen Kinder, später den Aufstieg aus prekären Lebenslagen schafft.
„Wir benötigen einen fundamentalen Systemwechsel bei den Familienleistungen, der allen Kindern gleiche Entwicklungschancen ermöglicht, besonders angesichts der weiterhin großen Hindernisse im Hinblick auf ein auskömmliches Erwerbseinkommen. Wenn das kindliche Existenzminimum zukünftig armutsfest abgedeckt sein soll, braucht es eine auskömmliche Kindergrundsicherung, die auch Aspekte wie Bildung und Teilhabe mit umfasst“, so Tack.
► Weiterführende Links: Zahlen Statistisches Bundesamt