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Immer mehr Jugendliche ohne Schulabschluss: Mehr Angebote schaffen, Jugendwerkstätten stärken
Immer mehr junge Menschen in Niedersachsen verlassen die Schule ohne Abschluss. „Dieser besorgniserregende Trend hält schon länger an“, sagt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. „Deshalb brauchen wir dringend deutlich mehr Unterstützungsangebote im Übergang zu Ausbildung und Beruf, insbesondere für benachteiligte junge Menschen. Auch angesichts des Fachkräftemangels können wir es uns nicht erlauben, dass hier junge Menschen verlorengehen und keine Chance bekommen, eine Ausbildung oder einen Beruf zu finden.“
Vor allem die Jugendwerkstätten sollten dabei eine wichtige Rolle spielen. „Die Jugendwerkstätten in Niedersachsen sind seit vielen Jahren ein wichtiges Angebot für junge Menschen, die schulmüde sind oder ohne Abschluss die Schule verlassen haben und keinen Ausbildungsplatz finden“, sagt Kerstin Tack. „Hier bekommen sie sozialpädagogische Hilfe und werden durch sinnvolle berufspraktische Tätigkeiten auf weiterführende Maßnahmen oder einen Ausbildungsplatz vorbereitet.“
Allerdings müssen Jugendwerkstätten immer wieder um ihre Zukunft bangen, etwa weil Jobcenter ihnen weniger Jugendliche zuweisen oder die Förderung einschränken. Gerade erst haben Jobcenter verschiedenen Trägern von Jugendwerkstätten angekündigt, die Plätze zu verringern. „Angesichts der weiter steigenden Zahlen von Jugendlichen ohne Schulabschluss ist das für uns überhaupt nicht nachvollziehbar“, sagt die Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. „Dies bedroht den Fortbestand vieler Jugendwerkstätten massiv. Neben der Landesförderung sind diese in der Regel auf die zusätzliche Finanzierung durch die Jobcenter angewiesen. Da ist jetzt auch das Land gefragt zu intervenieren, damit das erfolgreiche Jugendwerkstättenprogramm nicht gefährdet wird.“
Statt Platzzahlen zu reduzieren und Jugendliche ohne Perspektive zu lassen, müssen Angebote der Jugendsozialarbeit für junge Menschen im Übergang von Schule zu Beruf ausgebaut und gestärkt werden. Jugendwerkstätten und Pro-Aktiv-Centren sollten durch das Land nachhaltig und bedarfsgerecht finanziert werden, um ihren Bestand vorausschauend zu sichern. „Wir brauchen ein Sonderprogramm, damit schulpflichtige junge Menschen, die schulmüde sind, eine berufliche Orientierung in der Jugendwerkstatt bekommen“, sagt Kerstin Tack. „Auch mobile und aufsuchende Ansätze müssen weiter verfolgt werden. Dazu gehören innovative Projekte wie das Café Stellwerk des Paritätischen in Cuxhaven.“ In dem Café finden Jugendliche, die durch die Jobcenter und andere Maßnahmen kaum noch zu erreichen sind, eine niedrigschwellige Anlaufstelle vor. So können überhaupt wieder Kontakte entstehen, die Jugendlichen können Vertrauen aufbauen und nach und nach wieder an bestehende Hilfsangebote herangeführt werden.
„Kurz gesagt: Wir haben mehr Jugendliche ohne Schulabschluss. Also brauchen wir mehr Angebote für sie und nicht weniger“, sagt Kerstin Tack.