Aktuelles
Artikel
Kinder- und Jugendarmut: Paritätischer Niedersachsen fordert Soforthilfen – Zahlen in Niedersachsen weiterhin auf erschreckendem Niveau
In Reaktion auf die heute von der Bertelsmann Stiftung veröffentlichten Zahlen zur Kinder- und Jugendarmut in Deutschland bekräftigt der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V. seine Forderung nach einer sofortigen Anhebung der Grundsicherungsleistungen um mindestens 200 Euro im Monat. Es sei ein Skandal, dass in einem Land mit der weltweit viertstärksten Wirtschaftskraft mehr als jedes fünfte Kind in Armut lebe, kritisiert der Verband.
Gut jedes fünfte Kind in Niedersachsen ist von Armut betroffen. Im Jahr 2021 waren 283.000 Menschen unter 18 Jahren in Niedersachsen armutsgefährdet. Die Armutsgefährdungsquote von Kindern lag damit in Niedersachsen mit 21,0 % etwa auf dem Niveau des Bundesdurchschnitts. Besonders stark betroffen sind Familien von Alleinerziehenden. Im Jahr 2021 waren 41,1 % der niedersächsischen Haushalte von Alleinerziehenden mit Kindern unter 18 Jahren armutsgefährdet.
“Kinderarmut ist kein Schicksal, sondern ein strukturelles Problem, das viel zu lange von der Politik ignoriert wurde. Armut bedeutet für Kinder ein Aufwachsen mit ungleichen Chancen für ihre materielle, soziale, kulturelle und gesundheitliche Entwicklung und geht einher mit einer Vielzahl an Entbehrungen und fehlender Teilhabe im Alltag ”, kritisiert Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. “Durch armutspolitische Ignoranz und Tatenlosigkeit werden Millionen Kinder einer unbeschwerten Kindheit beraubt und die Zukunft dieser Gesellschaft als guter Wirtschafts- und Lebensstandort gefährdet.” Die fast drei Millionen Kinder und jungen Erwachsenen, die heute in Armut leben, hätten keine Zeit, auf politische Taten der Zukunft zu warten. Die von der Koalition aktuell vorangetriebene Kindergrundsicherung sei zur Bekämpfung der Kinderarmut von herausragender Bedeutung. Auch seien erhebliche Investitionen in Bildung und Jugendhilfe auf den Weg zu bringen. Doch bräuchte es davon unabhängig bereits heute wirksame Hilfen und die Möglichkeit aller Kinder und Jugendlichen an all dem teilzuhaben, was für ihre Mitschüler*innen und Freund*innen aus wohlhabenderen Familien eine Selbstverständlichkeit ist.
Der Paritätische bekräftigt vor diesem Hintergrund seine Forderung nach einer sofortigen Anhebung der Regelsätze in der Grundsicherung (neu: “Bürgergeld”) um mindestens 200 Euro pro Person und Monat. “Man kann es drehen und wenden wie man will: Kinder- und Jugendarmut ist immer auch Familienarmut und muss daher im Kontext mit der Situation der Familie betrachtet werden. Dagegen hilft vor allem Geld”, so Tack.