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Kollaps der Kinder- und Jugendmedizin: Kliniken jetzt finanziell entlasten, Fachkräftemangel endlich konsequent begegnen
Kinderkliniken am Limit, pädiatrische Praxen überlastet: Die aktuelle Erkältungswelle und die vielen Infektionen mit dem RS-Virus legen die schon lange bekannten Schwächen der kinder- und jugendmedizinischen Systems schonungslos offen. Gemeinsam appellieren der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen und der Landesverband Niedersachsen des Kinderschutzbunds an die Politik, die Einrichtungen der Kinder- und Jugendmedizin jetzt unbürokratisch und schnell zu unterstützen. Daniela Rump, Vorsitzende des Kinderschutzbunds in Niedersachsen: „Die aktuelle Situation ist schockierend. Die Politik muss jetzt handeln und das Personal in den Praxen und Kliniken entlasten.“ Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen, ergänzt: „Mittel- und langfristig brauchen wir außerdem ein tragfähiges Konzept gegen den Fachkräftemangel in der Kinderkrankenpflege.“
Denn: Die Beschäftigten in den Kinderkrankenhäusern wie auch das Personal in den pädiatrischen Praxen gehen gerade weit über die Belastungsgrenze hinaus, um Kindern und ihren Familien in einer weiteren Krise beizustehen. „Die Probleme, die wir aktuell sehen, gibt es ja nicht erst seit heute“, sagt Kerstin Tack. Der Personalmangel ist seit Jahren bekannt, und schon lange gibt es nicht mehr ausreichend Plätze für Kinder in Krankenhäusern. „Gerade im ländlichen Raum müssen Eltern oft weite Strecken zurücklegen, um ihre Kinder stationär behandeln zu lassen“, sagt Daniela Rump. „Dabei sollten doch gerade Kinder in der Nähe ihrer Familien untergebracht werden, wenn sie schon ins Krankenhaus müssen.“ Zurzeit geschieht genau das Gegenteil. Stellenweise werden Kinder sogar in Kliniken außerhalb Niedersachsens untergebracht.
Was ist also zu tun? Aktuell müssen die Krankenhäuser täglich weitere Kinder aufnehmen, die mit dem RS-Virus infiziert sind, und dafür zum Beispiel bereits geplante Operationen verschieben. Die Behandlung des RS-Virus wird aber schlechter bezahlt. Das verschärft die finanziell angespannte Situation der Kliniken. Also müsste die Einstufung für die Behandlung des RS-Virus erhöht werden. Außerdem müsste eine Freihaltepauschale gezahlt werden, wie sie während der Hochphase der Corona-Pandemie üblich war: Kliniken müssten Betten vorhalten können, ohne deswegen finanzielle Einbußen befürchten zu müssen. „Das Abrechnungsprogramm für die Krankenhäuser muss generell verändert werden“, sagt Kerstin Tack. „So wie jetzt geht die medizinische Infrastruktur kaputt.“
Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplante Krankenhausreform begrüßen der Paritätische und der Kinderschutzbund grundsätzlich. „Diese Reform muss allerdings den besonderen Bedarf von Kindern und Jugendlichen und des pädiatrischen Gesundheitssystems berücksichtigen“, sagt Daniela Rump. „Auch das Land ist hier in der Pflicht.“
Gegen den Fachkräftemangel in den Kinderkliniken, der schon lange bekannt ist, würde eine grundlegende Reform ebenfalls helfen. „Wer in die Pflege geht, will sich gut um die zu betreuenden Menschen kümmern“, sagt Kerstin Tack. „Das gilt für die Altenpflege genauso wie für die Kinderkrankenpflege. Dafür braucht es gute Arbeitsbedingungen. Und die haben wir aktuell nicht.“ Daniela Rump sieht das ganz ähnlich: „Der Beruf in der Kinderkrankenpflege ist für viele junge Menschen eigentlich ein echter Traumberuf. Aber er muss wieder attraktiver werden. Dazu gehören gute Aus- und Weiterbildungschancen, Arbeitsbedingungen, die nicht zu Erkrankungen und Burnout führen, und eine faire Bezahlung.“