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PM 07/21 v. 15.03.2021
Am Dienstag, 16.03.2021, will der Niedersächsische Landtag abschließend über den neuen Glücksspielstaatsvertrag beraten – und ihn aller Voraussicht nach ratifizieren. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V. weist deshalb noch einmal auf die Risiken des damit verbundenen Paradigmenwechsels in der Glücksspielregulierung hin. Die in der Suchtprävention, Suchthilfe und Suchtselbsthilfe tätigen Vereine und Verbände haben frühzeitig deutlich gemacht, dass eine Legalisierung des Online-Glücksspiels zu einer massiven Zunahme an Spielanreizen und damit zu neuen Risiken der Suchtentwicklung und Suchtaufrechterhaltung führen wird. Auch Rückfälle werden dann häufiger“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen.
„Die beabsichtigten Änderungen des Glückspielstaatsvertrags führen zu einer Öffnung des Markts für kommerzielles Glücksspiel“, ergänzt Serdar Saris, Geschäftsführer des Suchthilfeträgers STEP Niedersachsen, der Paritätischen Gesellschaft für Sozialtherapie und Pädagogik mbH. „Der Wegfall der kontrollierten Zulassung von Anbietern wird im Zusammenhang mit verstärkten Werbemaßnahmen zu einer deutlich erhöhten Nachfrage führen. Insbesondere im Bereich des Online-Glücksspiels mit seinem besonders hohen Suchtpotenzial sind verheerende Folgen für die Spieler und Spielerinnen und ihre Familien zu befürchten.“ Grundsätzlich begrüßen der Paritätische und die STEP die mit der Marktöffnung für legale Anbieter*innen einhergehende Regulierung und Eindämmung des illegalen Glücksspielmarkts. Die mit der Öffnung verbundenen neuen Regelungen des Spielerschutzes reichen nach ihrer Ansicht aber nicht aus, um Spielerinnen und Spieler effektiv und nachhaltig vor einem Abrutschen in die Glücksspiel- und Wettsucht zu schützen.
„Maßnahmen des Spielerschutzes sind im Vertragsentwurf zwar beschrieben, können aber kurzfristig nicht umgesetzt werden. So werden die beschlossenen Veränderungen zu einer Zunahme von suchtgefährdeten Spielerinnen und Spielern führen“, sagt Saris. „Der Gesetzgeber beschreitet hier einen Weg, den wir im Bereich der Tabakabhängigkeit mit guten Resultaten verlassen haben“, so Saris. Teilweise Werbeverbote sowie Steuererhöhungen hätten zu laufend sinkenden Raucherzahlen geführt. Die Möglichkeit, zukünftig bis zu 1000 Euro im Monat verzocken zu können, hat für einen Großteil der Spielenden fatale Konsequenzen: Sie könnten jeden Monat einen erheblichen Anteil des zur Verfügung stehenden Lebensunterhalts verlieren, sich finanziell in kurzer Zeit ruinieren und in die Schuldenfalle abrutschen. „1000 Euro sind sehr viel Geld für ein vermeintliches Hobby“, sagt Birgit Eckhardt. „Diese viel zu hoch angesetzte Summe befördert ein exzessives Spielverhalten mehr, als dass es dadurch gehemmt wird“, sagt Birgit Eckhardt.
Vor diesem Hintergrund gehen der Paritätische und die STEP von einem deutlichen Anstieg der Zahl von Glücksspielsüchtigen aus und fordern eine deutliche Verstärkung der Anstrengungen zur Suchtprävention.