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PM 15/21 v. 18.05.2021
„Unsere Gesellschaft ist so vielfältig wie nie, und das bringt enorme Chancen mit sich“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e.V. anlässlich des Deutschen Diversity-Tags am Dienstag, 18. Mai. „Wir müssen als Gesellschaft gemeinsam dafür sorgen, dass sich diese ethnische, religiöse und kulturelle Vielfalt in den Betrieben, im Öffentlichen Dienst und in der Politik widerspiegelt, auch in den Führungsetagen. Dass Frauen die gleichen Chancen haben wie Männer, Alte genauso Gehör finden wie Junge. Dass Menschen mit queerer Identität und sexueller Orientierung nicht benachteiligt werden. Dass Menschen mit Beeinträchtigungen ein ganz selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft werden.“
Gemeinsam mit seinen Mitgliedsorganisationen Andersraum e.V., Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen e.V. (BVN) und Föderation Türkischer Elternvereine in Niedersachsen e.V. (FöTEV) will der Paritätische heute darauf aufmerksam machen, dass Diversität nicht nur ein humanistisches Gebot ist, alle Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind. „Diversität birgt ein ungeheures Potenzial für die Wirtschaft, divers besetzte Teams sind kreativer und produktiver“, sagt Birgit Eckhardt. „Und Deutschland kann Herausforderungen wie dem Demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel nur dann erfolgreich begegnen, wenn alle Menschen gleichberechtigt am Alltag der Gesellschaft und an politischen Entscheidungen teilhaben.“
FöTEV setzt sich genau dafür ein: für Chancengleichheit und Teilhabe von Kindern, Jugendlichen und Eltern, unabhängig von Herkunft und Religion. Wichtig, denn auch Familien mit Migrationsgeschichte, die schon in dritter oder vierter Generation in Deutschland leben, erfahren Ausgrenzung und Diskriminierung. Dabei ist Deutschland schon lange auch ihre Heimat. „Erst, wenn Politik und Mehrheitsgesellschaft anerkennen, dass Diversität eine Chance für ganz Deutschland und damit auch für die Arbeitswelt ist, schaffen wir es gemeinsam, dass niemand mehr wegen seiner Herkunft benachteiligt wird. Jeder Mensch hat eine besondere Fähigkeit und Ressource, auf die wir angewiesen sind. Die gilt es zu heben“, sagt die FöTEV-Vorsitzende Seyhan Öztürk. „Politische Entscheidungen allein reichen nicht aus, um ein Umdenken zu erreichen. Es braucht Aufklärungsarbeit in allen Bereichen – in der Schule, in den Betrieben, in Gewerkschaften, bei den Arbeitgeberverbänden. Im Öffentlichen Dienst sollte die Zahl der Beschäftigten mit Migrationsgeschichte gezielt erhöht werden, um die Zusammensetzung der Gesellschaft adäquat widerzuspiegeln.“
Andersraum e.V. startet gerade ein Mentoringprogramm für queere Jugendliche, das erste seiner Art. Es vernetzt junge queere Menschen, die im Beruf oder auf ihrem Bildungsweg vorankommen möchten, mit berufserfahrenen Mentor*innen. Die Mentor*innen kommen aus vielen verschiedenen Branchen. Sie arbeiten z.B. bei der Bundesagentur für Arbeit, Continental, Hannover 96, TUI, der Universität Hamburg und der Landeshauptstadt Hannover. Yascha Hieronimus von Andersraum dazu: „Dass junge queere Menschen im Berufsleben erheblicher Diskriminierung ausgesetzt sind, ist wissenschaftlich belegt. Aber ich erfahre es auch immer wieder direkt in Gesprächen mit den Jugendlichen. Und gerade in der Pandemie ist die Berufsorientierung und Jobsuche für alle Jugendlichen noch schwieriger. Da möchten wir mit dem Mentoringprogramm helfen.“ Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.queerunity.de/mentoring.
Menschen mit Beeinträchtigungen finden immer noch viel zu selten eine Anstellung auf dem Ersten Arbeitsmarkt. „Bei blinden und sehbehinderten Menschen beträgt die Quote trotz ausgesprochen hoher Qualifikation nur etwa 30 Prozent“, berichtet Hans-Werner Lange, Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenverbands Niedersachsen e.V. „Das widerspricht einerseits dem Inklusions- und Teilhabeauftrag, dem die Bundesrepublik Deutschland in der UN-Behindertenrechtskonvention zugestimmt hat. Andererseits lassen viele Unternehmen das Potenzial und die Fähigkeiten bestens ausgebildeter Menschen unberücksichtigt.“
Mit Blick auf die anstehende niedersächsische Kommunalwahl und die Bundestagswahl richtet die Vorsitzende des Paritätischen auch einen Appell an die Parteien: „Sie können nur dann Politik für alle Menschen machen, wenn auch die Parteigliederungen und die politischen Gremien die Diversität der Gesellschaft widerspiegeln. Vielfalt fängt in den Ortsvereinen und den Kommunalparlamenten an und muss endlich auch in den Spitzenpositionen von Behörden und Ministerien zu erkennen sein.“