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PM 18/21 v. 18.06.2021
11,4 Millionen Menschen in Deutschland sind von ihren Wohnkosten überlastet – sie zahlen mehr als 30 Prozent ihres verfügbaren Haushaltseinkommens für Miete, Kredite und Betriebskosten. Dabei gilt diese Marke seit Langem als Richtschnur dafür, dass Menschen ein gutes Leben führen können und nicht in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Leidtragende dieser Entwicklung sind Erwerbslose, Alleinerziehende und Geringverdiener*innen – aber die Wohnungsnot hat auch längst die Mitte unserer Gesellschaft erreicht. Singles, Auszubildende, junge Familien und angesichts der steigenden Altersarmut auch immer mehr ältere Menschen haben zunehmend Probleme auf dem Wohnungsmarkt. Darum unterstützt der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V. die Kampagne für einen bundesweiten „MIETENSTOPP!“ Ein sechsjähriges Mietenmoratorium soll dem angespannten Wohnungsmarkt eine Atempause bringen. Für Samstag, 19.06.2021, ruft das Bündnis zu einem bundesweiten Aktionstag auf. Auch in niedersächsischen Städten wie Hannover, Braunschweig und Göttingen sind Aktivitäten geplant. Mehr Informationen gibt es im Internet unter mietenstopp.de.
Die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist auch in Niedersachsens Großstädten angespannt. Ob in Wolfsburg, Hannover oder Oldenburg: In den Metropolen zahlt etwa die Hälfte der Haushalte mehr als jene maßgeblichen 30 Prozent des Nettoeinkommens für Wohnung oder Haus. Das zeigt eine aktuelle Studie der Berliner Humboldt-Universität, in Auftrag gegeben von der Hans-Böckler-Stiftung. Der Paritätische fordert deshalb auch auf Landesebene verstärkte Anstrengungen, um schnell mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen – etwa die Bevorzugung kommunaler Wohnungsbauunternehmen und gemeinnütziger Genossenschaften beim Verkauf öffentlicher Grundstücke, die Wiedereinrichtung einer Landeswohnungsbaugesellschaft und feste Quoten für günstige Wohnungen auch bei Bauvorhaben in Innenstadtlage. Die anhaltende Verdrängung von Armutsbetroffenen und inzwischen auch Normalverdiener*innen aus den Innenstädten muss ein Ende haben! Die Stadt gehört allen Menschen!
Besondere Aufmerksamkeit und ein besonderes politisches Engagement braucht es nach Ansicht des Paritätischen für die Situation konkreter Zielgruppen. Es braucht dringend mehr Housing-First-Projekte, um den Problemen wohnungsloser Menschen gerecht zu werden; Menschen mit Behinderungen brauchen mehr barrierefreie und dabei bezahlbare Wohnungen, um ihr Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Alltag wahrnehmen zu können; freie Träger sozialer Angebote müssen auch weiterhin dazu fähig sein, in zentraler Lage Immobilien zum Beispiel für Wohngruppen anmieten zu können.