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PM 23/20 v. 18.09.2020
„Unsere Kinder und Jugendlichen haben verbriefte Rechte“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e.V., anlässlich des Weltkindertags am nächsten Sonntag, 20. September. „Aber es liegt an uns Erwachsenen, diese Rechte auch umzusetzen, durchzusetzen.“ Johannes Schmidt, Vorsitzender der paritätischen Mitgliedsorganisation Deutscher Kinderschutzbund Landesverband Niedersachsen e.V. (DKSB), ergänzt: „Es ist schön, dass wir den Kindern einen eigenen Tag widmen. Aber ihre Stimme muss an jedem Tag gehört werden.“
Gerade daran hapert es noch vielfach: „Kinder und Jugendliche in Niedersachsen haben leider immer noch wenig Chancen, ihre Anliegen selbst zu vertreten“, sagt Birgit Eckhardt. „Es fehlt vor allem eine strukturelle Verankerung von Kindeswohlfragen in allen behördlichen und Gesetzgebungsprozessen, wie es Artikel 3 der UN-Kinderrechtskonvention eigentlich vorsieht.“ Minderjährigen bleibt daher oft nur der Weg, durch Aktionen außerhalb von Gremien und Parlamenten auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen. „Die Fridays-for-Future-Proteste sind ein bemerkenswertes Beispiel dafür, mit welcher Ernsthaftigkeit und Ausdauer Jugendliche für ihre berechtigten Interessen einzutreten imstande sind. Es wäre nur folgerichtig, die Kinder und Jugendlichen verbindlich und strukturell an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Kinderrechte gehören ins Grundgesetz, und Kinder und Jugendliche brauchen eine Stimme, wenn Entscheidungen über ihre Zukunft getroffen werden. Dazu gehören so unterschiedliche Aspekte wie ein Landesheimbeirat oder das Absenken des Wahlalters.“
Das Land Niedersachsen hat sich immerhin auf den Weg gemacht, Kinderrechte zu stärken, und die Kinderkommission eingerichtet, deren Vorsitzender Johannes Schmidt vom DKSB ist. „Das ist ein erster Schritt“, sagt Birgit Eckhardt. „Nun müssen weitere folgen.“ Gerade in der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass Kinder oft nur als Anhängsel ihrer Eltern gesehen werden. „Kinderbetreuung wurde nur möglich gemacht, wenn es darum ging, dass die Eltern arbeiten gehen können“, sagt der DKSB-Vorsitzende Johannes Schmidt. „Es ging nicht um die Kinder, auch nicht in erster Linie um die Eltern, sondern um den Erhalt der Arbeitsfähigkeit. Aber Kinder haben selbst ein Recht auf Bildung und auf gute Betreuung. Sie brauchen verlässliche Anlaufstellen, wenn es Probleme in der Familie gibt. All das ist in der Pandemie zu wenig berücksichtigt worden. Da brauchen wir einen Bewusstseinswandel.“
Zum Weltkindertag gehört auch der Blick über die nationalen Grenzen hinaus. „Was in Flüchtlingslagern wie Moria geschieht, was im Jemen passiert, wie Kinder überall auf der Welt unter Hunger, Krieg und Unterdrückung leiden, das geht uns alle an“, sagt Birgit Eckhardt. „Deutschland ist Teil einer globalisierten Gesellschaft und trägt als wohlhabendes Land eine große Verantwortung. Wir dürfen die Augen nicht vor dem Leid der Kinder in anderen Teilen der Welt verschließen. Wir müssen uns gemeinsam dafür einsetzen, die Situation der Kinder überall zu verbessern. Und jetzt, ganz konkret, müssen wir die Kinder aus den griechischen Flüchtlingslagern herausholen, ohne Wenn und Aber.“