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PM 33/21 v. 03.11.2021
Die Zahlen sind alarmierend: Immer mehr Menschen geraten infolge der Corona-Pandemie in finanzielle Not und benötigen Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Probleme. Im ersten Halbjahr 2021 verzeichneten die gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen im Vergleich zum Aufkommen vor der Pandemie einen deutlichen Anstieg bei den Anfragen nach Beratungsterminen. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV).
Konkret: Bei mehr als zwei Dritteln der befragten Beratungsstellen hat sich die Anzahl der Anfragen erhöht. Bei fast der Hälfte betrug der Anstieg zwischen zehn und 30 Prozent, knapp ein Fünftel beobachtete sogar eine Zunahme des Beratungsbedarfs um mehr als 30 Prozent. Insgesamt beteiligten sich 461 Beratungsstellen, darunter auch 38 Einrichtungen des Paritätischen, an der Umfrage.
Eine Zeitlang konnten sich viele Menschen, die durch die Pandemie in Schwierigkeiten geraten sind, mit Erspartem oder durch die Hilfe von Familie und Freunden über Wasser halten. Aber lange kann so etwas nicht gutgehen, mahnt der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V.
Ein Viertel der befragten Beratungsstellen führte die erhöhte Nachfrage nach Beratung auf fällige Kredite, Miet- und Energieschulden zurück, etwa 15 Prozent der Beratungsstellen auf die Pfändung von Corona-Hilfen. Diese Zahlen sind umso alarmierender vor dem Hintergrund, dass die Verbraucherpreise in Niedersachsen nach dem Befragungszeitraum noch einmal deutlich gestiegen sind und die Kurve besonders bei den Energie- und Lebensmittelpreisen aktuell keine Verbesserung erwarten lässt.
Ob bei den (Solo-)Selbstständigen, bei Personen in Kurzarbeit oder bei den Arbeitslosen – die Nachfrage nach Beratung ist überall deutlich gestiegen. Gleichzeitig wird die Anzahl der eröffneten Insolvenzverfahren in diesem Jahr voraussichtlich um rund 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr anwachsen.
Die Menschen sind in dieser schwierigen Situation mehr denn je auf kompetente Unterstützung angewiesen, um den Weg aus der Überschuldung zu finden oder den finanziellen Absturz von vornherein zu vermeiden. In diesem Zusammenhang fordert der Paritätische die Landesregierung dazu auf, sich auch auf Bundesebene für die Verankerung des Rechts auf Schuldnerberatung einzusetzen. Ein solcher Rechtsanspruch muss den offenen Zugang für alle Ratsuchenden, unabhängig von ihrer Erwerbs- und Einkommenssituation, beinhalten und die damit verbundene Finanzierung flächendeckender Beratungsangebote sicherstellen. Damit die Menschen in ihrer Notlage auch zukünftig kompetente Beratung und Unterstützung erhalten, muss darüber hinaus die Finanzierung der bestehenden Beratungsstruktur über die nächsten Landeshaushalte gewährleistet werden, fordert der Paritätische Niedersachsen.