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PMS 10/18 v. 20.02.2018
Die Bertelsmann Stiftung hat heute eine Studie zur Finanzierung der Flüchtlingshilfe veröffentlicht. Tenor: Förderprogramme sind zu bürokratisch, gerade bei kleinen Initiativen kommt das Geld nicht an. „Die Gründe dafür sind vielfältig“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e.V. „Gemeinsam müssen Politik und Freie Wohlfahrt Wege finden, die bürokratischen Anforderungen im Rahmen zu halten. Bürgerschaftliches Engagement darf nicht daran scheitern, dass Fördermittel nicht bis zur richtigen Stelle durchkommen.“
Grundsätzlich ist es richtig und wichtig, die Verteilung von Fördermitteln an bestimmte Bedingungen und Voraussetzungen zu knüpfen. „Wir reden da über öffentliche Mittel, in der Regel über Steuergeld. Da muss sichergestellt werden, dass kein Geld versandet“, sagt Birgit Eckhardt. Gleichwohl muss es eine Balance zwischen Aufwand und Ertrag geben. „Wir haben das bei den Patenschaftsprogrammen gesehen. Da fließen pro Patenschaft im Endeffekt 200 Euro für Fortbildungen und zur Unterstützung der Ehrenamtlichen, aber der bürokratische Aufwand sucht seinesgleichen.“ Ähnliche Beispiele gibt es noch mehr in der Flüchtlingshilfe, aber auch in anderen Bereichen der sozialen Arbeit.
„Wir beobachten eine Trendwende im ehrenamtlichen Engagement, das war in der Flüchtlingshilfe exemplarisch zu beobachten“, sagt Birgit Eckhardt. „Die Menschen engagieren sich spontan und mit großem Einsatz. Sie sind aber viel weniger als früher dazu bereit, einem Verein beizutreten und sich länger an eine feste Organisation zu binden.“ Gleichwohl verdiene aber auch dieses mitunter kurzfristige Engagement jede Unterstützung, Beratung genauso wie finanzielle Hilfe. „Die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege und ihre Mitgliedsorganisationen zeigen, wie gut das gelingen kann, wenn Hauptamt und Ehrenamt Hand in Hand arbeiten“, sagt die Vorsitzende des Paritätischen in Niedersachsen. Die Bertelsmann-Studie stütze eine alte Forderung des Paritätischen: „Ehrenamt braucht Hauptamt. Das haben wir in der Flüchtlingshilfe ganz deutlich gesehen, und für andere Arbeitsfelder gilt das genauso.“
Die Studie zeigt auch, dass nicht alle zur Verfügung stehenden Mittel abgerufen wurden. Das ist allerdings den eingangs beschriebenen Problemen geschuldet, nicht dem mangelnden Bedarf. „Es wäre fatal, diese Studie als Begründung für Kürzungen in der Flüchtlingshilfe zu nutzen“, warnt Birgit Eckhardt. „Der Bedarf ist nach wie vor groß, die vernünftige Integration der Menschen kostet mehr Geld als die reine Unterbringung.“ Land und Bund müssen gemeinsam mit Organisationen und Aktiven eine praktikable Verteilungspraxis entwickeln und gemeinsam mit ihnen den tatsächlichen Bedarf an finanzieller Hilfe ermitteln.