Aktuelles
PMS 39/19 v. 30.10.2019
Das Thema hat einen Nerv getroffen: Mehr als 100 Teilnehmerinnen aus verschiedenen Bereichen der sozialen Arbeit sind heute zum interdisziplinären Fachtag „Alle im Blick? Kinder in instabilen Familiensystem bedarfsgerecht unterstützen“ ins Freizeitheim Vahrenwald in Hannover gekommen. Die Fachbereiche Sucht, Frauen und Familie, Kinder- und Jugendhilfe und Soziale Psychiatrie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen e.V. hatten den Fachtag gemeinsam organisiert. Zentrale Erkenntnis: Wenn Eltern Probleme haben, egal welcher Art, fallen die Kinder zu oft durchs Raster. Der heutige Austausch über die einzelnen Disziplinen der sozialen Arbeit hinweg soll dazu beitragen, das Sicherheitsnetz für betroffene Kinder enger zu knüpfen. Das kann und muss gelingen, da waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende eines intensiven Tages einig.
Maren Campe, Fachberaterin des Paritätischen für Soziale Psychiatrie, begrüßte die Anwesenden mit eindringlichen Worten. Dann trat Prof. Dr. phil. Albert Lenz vom Institut für Gesundheitsforschung und Soziale Psychiatrie mit seinem Vortrag zu „Entwicklungspsychologie und Resilienz“ den akademischen Beweis an, wie die Entwicklung von Kindern leidet, wenn die Eltern von ihrem eigenen Leben überfordert sind – ganz gleich, was die Ursache dafür ist. „Werden die Grundbedürfnisse eines Kinder längerfristig nicht erfüllt, verhindert beziehungsweise beeinträchtigt das die Entwicklung individueller und sozialer Ressourcen, die für die psychische und physische Gesundheit maßgeblich sind“, sagte der Experte. „Das beeinträchtigt auch die Entwicklung von Schutzfaktoren, die ein Mensch in Belastungssituationen dringend benötigt, und stellt einen Nährboden für die Entwicklung von Störungen und Auffälligkeiten dar.“ Deutliche Worte, die die Tragweite des Problems klarmachen.
Koralia Sekler vom AFET Bundesverband für Erziehungshilfe e. V. schilderte im Anschluss ihre sozialpolitische und strukturelle Einschätzung zur „Situation vulnerabler Familien“. Sie zeigte auf, wie wichtig die Kooperation verschiedener Hilfesysteme für das gesunde Aufwachsen betroffener Kinder ist. In beiden Vorträgen schwang Hoffnung mit: Kinder und Jugendliche, deren Eltern der Betreuung und Erziehung nicht gewachsen sind, können mithilfe anderer Vertrauenspersonen dennoch zu gesunden, stabilen und starken Persönlichkeiten heranwachsen. Wichtig ist Verlässlichkeit über einen langen Zeitraum.
Am Nachmittag beleuchteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Workshops verschiedene Aspekte des Themas. Die Ergebnisse des Tages konnten anschließend in lockeren Tischgesprächen ausgewertet werden. Prof. Lenz fasste den Fachtag am Ende zusammen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gingen mit einem guten Gefühl nach Hause: Dieser Fachtag war ein gelungener Anstoß, über den eigenen Tellerrand zu schauen und den Kontakt zu anderen Fachdisziplinen zu suchen. Zum Wohle der Kinder.