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Welttag der psychischen Gesundheit 2024: „Viele finden den Weg in den ersten Arbeitsmarkt nicht mehr zurück“

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Pressemitteilung 25/24 vom 09.10.2024

Anlässlich des Welttags der psychischen Gesundheit am 10. Oktober 2024 steht in diesem Jahr das Thema psychische Gesundheit am Arbeitsplatz im Mittelpunkt. Unter dem Motto „Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz“ rückt die Bedeutung von Prävention, Sensibilisierung und Integration in der Arbeitswelt in den Fokus. „Die wachsenden psychischen Belastungen und die damit verbundenen Folgen für Arbeitnehmer*innen sind alarmierend: Komplexer werdende Arbeitsanforderungen und der gesellschaftliche Druck, durch Leistung Wert zu definieren, tragen dazu bei, dass mehr Menschen in Niedersachsen unter psychischen Erkrankungen leiden. Viele finden nach einer Erkrankung und damit verbundener Auszeit den Weg in den ersten Arbeitsmarkt nicht mehr zurück“, weiß Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. In den Werkstätten für behinderte Menschen (WfmB), von denen viele Einrichtungen in ganz Niedersachsen Mitgliedsorganisationen im Paritätischen sind, nimmt die Beschäftigtenzahl der Menschen mit psychischen Behinderungen im Gegensatz zu anderen Behinderungen, signifikant zu.

Eine besorgniserregende Entwicklung, die auch aus den aktuellen Zahlen des „Gesundheitsatlas Deutschland“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervorgeht: 2022 waren allein in Niedersachsen rund 860.000 Menschen wegen Depression in Behandlung, in einigen Regionen des Landes entspricht das 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung.

Trotz der steigenden Zahl Betroffener bleibt die Versorgungslage im Bereich der psychischen Gesundheit prekär. Vor allem in ländlichen Regionen fehlen niedergelassene Psychotherapeut*innen, was zu extrem langen Wartezeiten führt: „Wir erhalten von unseren landesweiten Stellen des psychosozialen Diensts aber auch von Mitgliedsorganisationen Rückmeldungen, dass Termine oft erst nach drei bis sechs Monaten verfügbar sind, und auch psychotherapeutische Behandlungen sind durch den Mangel an Fachkräften kaum zu erhalten“, sagt Kerstin Tack.

Sunita Schwarz, Geschäftsleitung des Vereins Zentrum für psychosoziale Gesundheit in Schaumburg (ZePGiS e.V.), einem Mitglied im Paritätischen Niedersachsen, der sich für die psychische Gesundheit von Menschen mit Fluchterfahrungen einsetzt, fordert von der Politik zudem einen Ausbau niedrigschwelliger Angebote, um Menschen in belastenden Lebenslagen Anlaufstellen und somit schnell und unkompliziert Hilfe zu bieten: „Unser Ziel ist es, die Teilhabe aller Menschen mit Einschränkungen im Landkreis Schaumburg zu fördern. Besonders Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen sowie zugewanderte Personen, die das System nicht kennen, sind oft von diesen Angeboten ausgeschlossen. Es braucht niedrigschwellige Zugänge und Multiplikator*innen, die in Sprache und Kultur vermitteln. Dieser Bereich ist noch sehr ausbaubedürftig.“


Hintergrund: Der 1992 von der WHO unterstützte und von der World Federation for Mental Health initiierte Welttag für psychische Gesundheit hat jährlich wechselnde Themenschwerpunkte. Das diesjährige Motto „Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz“ zielt darauf ab, die Betriebe und Beschäftigten für psychische Belastungen zu sensibilisieren und das Thema psychische Gesundheit am Arbeitsplatz aktiv anzugehen. Wichtige Fragen sind dabei: Wie können wir trotz Dauerstress und Personalmangel gesund bleiben? Wie können Menschen mit psychischen Erkrankungen besser in den Arbeitsmarkt integriert werden? Und wie können wir der Stigmatisierung von Betroffenen aktiv entgegentreten?