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Studie: Wohnkosten machen viele Menschen in Niedersachsen arm

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Pressemitteilung 36/24 vom 13. Dezember 2024

Paritätischer legt wegweisende Studie vor. Mieterbund Niedersachsen-Bremen fordert Mietpreisbremse.

Die Paritätische Forschungsstelle hat heute eine wegweisende Berechnung zur Wohnarmut in den einzelnen Bundesländern veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen ein alarmierendes Bild: Deutlich mehr Menschen als bisher angenommen leben in Armut, wenn die Wohnkosten berücksichtigt werden.

Die in den vergangenen Jahren unaufhaltsam gestiegenen Mieten belasten vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen überproportional. Viele Haushalte geben inzwischen mehr als ein Drittel ihres Einkommens für Wohnkosten aus – manche sogar mehr als die Hälfte.

„Wenn die Wohnkosten in die Berechnung einfließen, leben 21,8 Prozent aller Niedersächsinnen und Niedersachsen in Armut. Das sind 1.729.000 Menschen und somit 534.000 mehr Armutsbetroffene als bislang angenommen. Diese Zahlen sind alarmierend“, sagt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen.

In besonderer Weise betroffen sind laut der Studie vor allem Menschen ab 65 Jahren (27,1% Armutsquote), 18 bis 25-Jährige (31% Armutsquote), Alleinerziehende (36% Armutsquote), Alleinlebende (37,6% Armutsquote), alleinlebende Rentner*innen (41,7% Armutsquote) und Erwerbslose (61,3% Armutsquote).

„Jahrzehnte galt in Deutschland die Leitlinie: Der Wochenlohn muss für die Wohnkosten reichen. Doch heute müssen zu viele Menschen einen großen Anteil ihres Einkommens allein fürs Wohnen aufbringen und sind vielfach mit ihren Wohnkosten überlastet“, sagt Randolph Fries, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbunds Niedersachsen-Bremen e.V. „Wir brauchen endlich eine ambitionierte Wohnungspolitik. Die Mietpreisbremse muss dringend verschärft und nachgebessert werden, weshalb wir auch eine bundesweite und zeitlich entfristete Mietpreisbremse fordern“, so Fries.

Auch der Paritätische Niedersachen ist überzeugt: „Eine zielgerichtete Politik zur Vermeidung von Armut in Deutschland braucht gute Löhne, bessere soziale Absicherung und eine aktive Wohnungsmarktpolitik, die Mieten bezahlbar hält“, fordert Kerstin Tack. So sei das Instrument Wohngeld-Plus unter denjenigen, die Anspruch darauf hätten, noch zu wenig bekannt. Eine Kampagne zum Wohngeld-Plus, die die Möglichkeiten in Hinblick auf allgemeine Leistungsverbesserung, dauerhafte Heizkostenkomponente sowie die Klimakomponente kommuniziert und Anspruchsberechtigte informiert, ist notwendig.

Nicht zuletzt gehört aus Sicht des Paritätischen und des Mieterbunds ganz besonders auch die Förderung des sozialen Wohnbaus weit oben auf die politische Liste. Auch hier sind die Zahlen besorgniserregend: Nach Angaben des niedersächsischen Bauministeriums gab es 2023 rund 51.250 Sozialwohnungen – knapp 1.400 weniger als noch ein Jahr zuvor. 2012 waren es noch mehr als 97.000 Sozialwohnungen. „Das ist völlig inakzeptabel. Finanzmittel müssen ausreichend von Land und Bund bereitgestellt werden, damit Projekte der Wohnraumförderung und Städtebauförderung umgesetzt werden können“, fordern Tack und Fries.

Die Studie „Wohnen macht arm“ basiert auf einer Sonderauswertung durch das Statistische Bundesamt. Sie berücksichtigt erstmals die tatsächlich verfügbaren Einkommen nach Abzug der Wohnkosten (Warmmiete und Strom). Basierend auf den Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurden die Einkommen um die Wohnkosten bereinigt und so eine Wohnarmuts-Grenze ermittelt. Diese Wohnarmuts-Formel macht ein bislang unsichtbares Ausmaß der Armut sichtbar.

► Die Studie können Sie hier herunterladen.