Aus dem Jahr 2022
31 Tage krank: Der Krankenstand bei Kita-Beschäftigten ist alamierend!
Laut der heute veröffentlichten Zahlen durch die Bertelsmann-Stiftung waren Kita-Beschäftigte in Niedersachsen im Jahr 2023 durchschnittlich 31 Tage krank. Damit liegt Niedersachsen weit vor anderen westdeutschen Bundesländern. Der niedersachsenweite Durchschnitt aller Berufsgruppen liegt bei 21 Tagen. Dazu sagt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen, zu dem 310 Kita-Einrichtungen mit 2.000 Beschäftigten gehören, die rund 16.000 Kinder versorgen: „Das sind sehr alarmierende Zahlen, die zeigen, wie belastet die Fachkräfte in Kitas sind und wie dringend gehandelt werden muss. Nach den Rückmeldungen, die wir vermehrt von unseren Mitgliedern bekommen, überrascht mich das allerdings nicht!“
72 % aller Mitarbeitenden in Kitas machten Überstunden, um den Betrieb aufrecht zu erhalten, so das Ergebnis einer Studie des Paritätischen Gesamtverbands aus dem Jahr 2023 (2021 waren es bundesweit noch 56%). Durchschnittlich fehlen in jeder Kita mehr als zwei Fachkräfte, häufig sind es mehr – das entspricht 125.000 fehlenden Fachkräften insgesamt. Die ohnehin zunehmende Arbeitsbelastung für die Mitarbeitenden steigt durch den hohen Krankenstand weiter an. Bürokratische Verwaltungsarbeiten für eigentlich pädagogisch ausgebildetes Personal und betreuungsintensive Kinder verschärfen eine ohnehin prekäre Situation. Ein Teufelskreis, der nur durch intelligent durchdachte Ausbildungs- und Fachkräfteinitiativen durchbrochen werden kann.
„Wir fordern vom Niedersächsischen Kultusministerium endlich die Einführung von PiA, der Praxisintegrierten Ausbildung zum*zur Erzieher*in, mit der elf Bundesländer bereits gute Erfahrungen machen“, betont Kerstin Tack. Bei PiA sind Auszubildende bereits während der Ausbildung bei einem Träger sozialversicherungspflichtig beschäftigt und erhalten eine auskömmliche Ausbildungsvergütung. „Die im Moment geltende fünfjährige unentgeltliche Ausbildung im Erzieher*innenberuf ist kein Anreiz für den dringend benötigten Nachwuchs“, stellt Kerstin Tack klar und ergänzt: „Dazu braucht es außerdem mehr gesellschaftliche Anerkennung für Kitas als Bildungsort, eine komplette Finanzierung der tatsächlichen Arbeit, also inklusive der Vor- und Nachbereitungszeiten, sowie eine echte Finanzierung der Tarifsteigerungen und Ausfallzeiten.“