Aus dem Jahr 2022
Aktuelle Expertise des Paritätischen: Gesamtarmut in Niedersachsen sinkt, Altersarmut steigt stark an
Die Armut in Deutschland verbleibt auch im Jahr 2023 auf einem erschreckend hohen Niveau, wie der Paritätische Gesamtverband in einer Expertise zu den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts feststellt. Zwar sei die Kinderarmut markant gesunken, zugleich sei aber eine starke Zunahme der Altersarmut zu verzeichnen. „Das Problem der Armut ist noch lange nicht behoben, es hat sich nur verschoben, von Kindern, Familien und Alleinerziehenden hin zu alten Menschen, vor allem älteren Frauen“, sagt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. „Um dem entgegenzuwirken, fordern wir von der Bundesregierung entschiedene Reformen in der Grundsicherung und in der Rentenversicherung sowie eine Erhöhung des Mindestlohns.“
16,6 Prozent beträgt die Armutsquote in Deutschland in 2023 nach den jüngsten Daten des Statistischen Bundesamts. Dies sei zwar ein ganz leichter Rückgang gegenüber den beiden Vorjahren, doch in der längerfristigen Betrachtung nach wie vor eine Stagnation auf sehr hohem Niveau. Niedersachsen gehört zu den Bundesländern, in denen die Armut 2023 gesunken ist: Sie nahm um 0,8 Prozentpunkte ab, liegt mit 17,1 Prozent aber weiterhin über dem Bundesdurchschnitt.
Die sinkenden Zahlen sind auf markante Rückgänge bei der Kinderarmut zurückzuführen.
Hier zeigen armutspolitische Maßnahmen wie die Erhöhung von Kindergeld und Kinderzuschlag, die Verbesserungen beim Wohngeld und beim BAföG und die Heraufsetzung des gesetzlichen Mindestlohns Wirkung. „Wir sehen, dass Armutsbekämpfung möglich ist, wenn Reformen konsequent angegangen und umgesetzt werden. Und dabei ist noch deutlich Luft nach oben“, sagt Kerstin Tack und mahnt eine Erhöhung der Regelsätze beim Bürgergeld und in der Altersgrundsicherung sowie einen armutsfesten Familienlastenausgleich an.
Wichtig sei nun eine durchgreifende Reform der gesetzlichen Rentenversicherung hin zu einer Bürgerversicherung mit Mindestrentenelementen, um die gravierende Zunahme der Altersarmut in den Griff bekommen. Dabei ist die Altersarmut vor allem weiblich: Während bundesweit ältere Männer ab 65 Jahren mit einer Quote von „nur“ 15,4 Prozent sogar ein geringeres Armutsrisiko ausweisen als der Durchschnitt der Bevölkerung, liegt die Quote bei den älteren Frauen bei weit überdurchschnittlichen 20,2 Prozent. „Frauen, die jahrelang für ihre Familie beruflich zurückgesteckt haben oder in unter Wert bezahlten Berufsfeldern gearbeitet haben, leiden jetzt unter zu niedrigen Renten und drohender Altersarmut“, fasst Kerstin Tack zusammen. „Insofern ist der Kampf gegen die Altersarmut auch eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit, des Respekts und der Wertschätzung von Frauen und ihren Lebensleistungen!“
► Die Expertise des Paritätischen Gesamtverbands zu den Erstergebnissen des Mikrozensus zur Armutsentwicklung 2023 finden Sie HIER zum Download.