Corona: hier - 2. Gesamtverband informiert - Update für pflegerelevante Bereiche
Verteiler: Fachbereich Pflege - ambulante, teil- und stationäre Pflegeeinrichtungen
hier: Fachinformation des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes - Gesamtverband e.V.
1) Körperliche Untersuchungen durch den Medizinischen Dienst ausgesetzt
2) Betretungsverbot von Tagespflegen in NRW
3) Handlungsbedarf Schutzausstattung auf Länderebene
4) Mundschutz
5) Prüfdienst der PKV führt seit Montag, 16. März 2020 bis auf Weiteres keine Qualitätsprüfungen in Pflegeeinrichtungen mehr durch!
6) Infoseiten: erste Informationen und Handlungshilfen zuhäufig in diesem Kontext gestellten Fragestellungen!
7) Medizinische Dienste stellen Personal für Pflege ab
8) Aktuelle mehrsprachige Informationen zum Corona Virus der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration
9) Vorgehen und Vorbereitung ambulanter Dienste für Notversorgung
10) Schnelltests werden beworben
11) Live-in-Betreuung
12) Presse: Paritätischer warnt vor Welle der Insolvenzen im sozialen Sektor
Sehr geehrte Mitglieder,
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
der Gesamtverband Berlin informiert wie folgt:
Zur aktuellen Lage rund um das Coronavirus gibt es zwischenzeitlich wieder zahlreiche Informationen, die wir hier zusammengestellt haben. Weitere Informationen werden zeitnah folgen. So sind die Bundesverbände der Pflege und der Träger von Pflegeeinrichtungen am 19.03.2020 zu einem weiteren Treffen mit Gesundheitsminister Jens Spahn ins BMG eingeladen, in dem insbesondere die aus der Praxis gemeldeten Probleme angesprochen werden.
1) Körperliche Untersuchungen durch den Medizinischen Dienst ausgesetzt
MDS und MDK haben in einer Pressemitteilung mitgeteilt, dass zum Schutz der pflegebedürftigen und vorerkrankten Menschen ab sofort (18.3.2020) keine persönlichen Begutachtungen in Pflegeheimen und in eigener Häuslichkeit zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit erfolgen. Stattdessen werden die Medizinischen Dienste die Einstufung in Pflegegrade auf Basis der bereits vorliegenden Informationen und eines ergänzenden Telefonats mit den Pflegebedürftigen bzw. ihren Bezugspersonen vornehmen (siehe Anlage).
2) Betretungsverbot von Tagespflegen in NRW
Gestern wurde in NRW das Betretungsverbot von Tagespflegen erlassen. Dies vollzieht sich gerade in vielen Ländern. Beim Pariätischen NRW ist eine Checkliste über notwendige Schritte entstanden, die wir dieser Fachinfo beifügen. Ein Schreiben der LIGA NRW, mit dem die Pflegekassen in NRW mit einem Lösungsvorschlag zur Abmilderung der wirtschaftlichen Folgen angeschrieben wurden, finden Sie ebenfalls in der Anlage. Diese Art und Weise der unmittelbaren Hilfe für Tagespflegen ist bereits mit dem BMG kommuniziert und wird ebenfalls Gesprächsthema beim Gesundheitsminister sein.
3) Handlungsbedarf Schutzausstattung auf Länderebene
Nachdem wir eine konkrete und somit ernüchternde Auswertung vorliegen haben, in welchen Ländern die zuständigen Ministerien die pflegerelevanten Bereiche in der Langzeitpflege hinsichtlich der Bedarfsabfrage zur Schutzausstattung einbezogen haben, wiederholen wir unseren Appell, dass fortan nichts unversucht bleibt, um auf der Regionalebene bis hin zur Landesebene alle denkbaren Stellen zu aktivieren und zu alarmieren. Wir empfehlen ein sofortiges und gemeinsames Vorgehen aller Leistungserbringerverbände. Bitte bereiten Sie sich darauf vor, dass im Falle des Anlaufens der Verteilung durch noch zu benennende Verteilstellen über die Verteilung im Land (vielleicht auch auf regionaler Ebene) verhandelt werden muss. Dazu sollten den Verbänden entsprechende Bedarfsanalysen Ihrer Mitgliedseinrichtungen vorliegen.
4) Mundschutz
In Düsseldorf wird angeblich (nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt ) wegen Mangel an 3-lagigem Mundschutz folgendes empfohlen: Sauberes Bettlaken in 3 Lagen übereinander, entsprechend der Mundschutzgröße nähen und mit RKI-gelistetem desinfizierendem Waschmittel bei 90 Grad waschen.
Bevor dies nachgeahmt wird raten wir dazu abzuwarten, bis sich diese Vorgehensweise bestätigt hat. Die Meldung reiht sich ein in die bisher mitgeteilten Infos zum ressourcenschonenden Umgang von Schutzausstattung. Auch ist zu erwarten, dass es hinsichtlich der Wiederaufbereitung von Material (insbesondere auch Kittel) weitere Hinweise gibt. Wir pochen auf Empfehlungen durch das RKI.
5) Prüfdienst der PKV führt seit Montag, 16. März 2020 bis auf Weiteres keine Qualitätsprüfungen in Pflegeeinrichtungen mehr durch.
Der medizinische Dienst MEDICPROOF verzichtet bei der Begutachtung von Antragstellern/innen ab sofort auf jegliche Inaugenscheinnahme vor Ort. Anträge auf Pflegeleistungen und z.B. auch Höherstufungsanträge im stationären Bereich werden natürlich trotzdem weiter bearbeitet. Um zu validen Einstufungen zu kommen, werden die Einrichtungen möglicherweise etwas häufiger als bisher um Informationen aus den Pflegedokumentationen gebeten. Es wird digital begutachtet, d.h. auf Basis von Unterlagen sowie ggf. zusätzlichen Telefonaten. Ausgesetzt ist seit heute auch die Pflicht der Versicherten der PPV, Beratungseinsätze nach § 37 Absatz 3 SGB XI abzurufen. Die Versicherungsunternehmen werden den Versicherten mitteilen, wann solche Einsätze wieder nachgewiesen werden müssen.
6) Infoseiten:
Auch der Paritätische Gesamtverband hat vor dem Hintergrund der Ausbreitung des Corona-Virus und den daraus resultierenden Folgen für soziale und gemeinnützige Einrichtungen auf der unten aufgeführten Internetseite erste Informationen und Handlungshilfen zu häufig in diesem Kontext gestellten Fragestellungen zur Verfügung gestellt. Diese Seite wird fortlaufend mit weiteren Informationen ergänzt und aktualisiert.Sie können die Interseite auf der Homepage des Paritätischen Gesamtverbandes unter folgendem Link aufrufen: https://www.der-paritaetische.de/schwerpunkt/corona/
Peu a peu ist eine Erweiterung geplant, zunächst zeitnah um arbeitsrechtliche Aspekte.
Darüber hinaus sind wir aktuell über den Gesamtverband auf der Bundesebene, als auch über Frau Eckhardt sowie die LAG FW, natürlich in intensiven politischen Gesprächen bezüglich der Unterstützung der Mitgliedsorganisationen und der Abfederung der wirtschaftlichen Risiken und der Klärung der Vielzahl an akuten Fragen.
Geplant ist zudem, dass die MOen über die Einrichtung einer Unterseite auf unserer Homepage alle Informationen und Fragen zum Umgang und den Folgen mit dem Coronavirus aufzugreifen, um insbesondere die niedersächsischen Spezifika darzustellen.
Der Paritätische Thüringen hat zur Thematik Kurzarbeitergeld eine sehr gelungene Zusammenfassung erstellt: https://www.paritaet-th.de/service/covid-19/7125-covid-19-und-arbeitsrecht
Der Paritätischen Rheinland-Pfalz/Saarland führt ebenfalls eine empfehlenswerte Seite zum Coronavirus auf: https://www.pflegeinform.de/corona-infektion
7) Medizinische Dienste stellen Personal für Pflege ab
Einigen Fachzeitschriften war heute zu entnehmen: Der MDK bietet an, zur Bewältigung der Corona-Krise Personalressourcen für die Pflege bereitzustellen. Dazu wird es ggf. bereits nach dem Gespräch mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn weitere Infos geben.
8) Aktuelle mehrsprachige Informationen zum Corona Virus der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration
Auf der Webseite der Bundesregierung sind Videos, Informationstexte und Merkblätter in verschiedenen Sprachen eingestellt: Arabisch, Chinesisch, Englisch, Farsi, Italienisch, Kroatisch, Polnisch, Türkisch.
https://www.integrationsbeauftragte.de/ib-de/amt-und-person/amt-und-aufgaben/corona-virus-1730818
https://www.integrationsbeauftragte.de/ib-de/amt-und-person/informationen-zum-coronavirus
9) Vorgehen und Vorbereitung ambulanter Dienste für Notversorgung
Aus Mecklenburg-Vorpommern liegen nützliche Formulare vor, mit denen Pflegedienste eine Notversorgung planen können (siehe Anhang).
10) Schnelltests werden beworben
Sollte es sich bei den angefragten Schnelltests um Produkte der Firma NanoRepro handeln (diese wirbt in unseren Einrichtungen massiv), können wir mitteilen, dass es sich nach einigen Erkundigungen dazu um einen serologischen Antikörpernachweis aus dem Blut handelt, der erst nach 7 bis 14 Tagen positiv wird und daher nicht als zuverlässiger Schnelltest taugt. Aus diesen Gründen befürworten die Fachgesellschaften derzeit die Anwendung des Testes nicht, sondern sehen weiterhin den direkten Erregernachweis auf PCR-basierter Verfahrensgrundlage als erforderlich an.
11) Live-in-Betreuung
Die so genannte Live-in-Betreuung wird nach Einschätzung von Experten in vielen fällen drastisch abgebrochen und die Betreuungskräfte kehren aufgrund der Krise zurück in ihr Herkunftsland. Dies wird zeitnah eine größere Nachfrage bei ambulanten Diensten nach sich ziehen.
Der Paritätische Gesamtverband
Oranienburger Str. 13 - 14
10178 Berlin
12) Corona-Krise: Paritätischer warnt vor Welle der Insolvenzen im sozialen Sektor
Angesichts der Corona-Pandemie fordert der Paritätische Wohlfahrtsverband sofortige und umfassende Finanzhilfen für gemeinnützige Einrichtungen und Anbieter sozialer Dienstleistungen. Der Verband warnt davor, dass in relativ kurzer Zeit eine Welle von Insolvenzen den gemeinnützigen Sektor erfassen könnte, wenn nicht frühzeitig staatliche Hilfen gewährt werden. Der Verband weist darauf hin, dass gemeinnützige Träger anders als kommerzielle Anbieter kaum Risikorücklagen bilden dürfen. „Alles, was hereinkommt, muss auch wieder für den guten Zweck ausgegeben werden. Auf möglicherweise längere Schließungen oder Ausfallzeiten können gemeinnützige Einrichtungen strukturell nicht vorbereitet sein. Kredite sind daher in vielen Fällen kein geeignetes Instrument zur Unterstützung, da sie letztlich zu einer Überschuldung und damit ebenfalls zum Konkurs der Einrichtungen führen können“, so Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands. Betroffen sei das gesamte Spektrum sozialer Arbeit: Werkstätten für Menschen mit Behinderung, die nicht mehr arbeiten dürfen, Kindergärten, die geschlossen bleiben, Beratungsstellen aller Art, Rehabilitationseinrichtungen wie etwa Kur- und Erholungseinrichtungen bis hin zu Jugendzentren, Altenclubs, Begegnungsstätten und sogar Pflegeeinrichtungen. Der Paritätische fordert, dass grundsätzlich die öffentliche Finanzierung für die Einrichtungen und Dienste in den nächsten Wochen weiterlaufen muss, unabhängig von Ausfällen oder temporären Schließungen. „Wenn jetzt nicht gegengesteuert wird, wird gewachsene soziale Infrastruktur zerstört. Dann könnte in einem Monat vielleicht der Coronavirus weg sein, aber mit ihm gleich auch der Kindergarten oder die Behinderteneinrichtung“, warnt Schneider. Es gehe um die Aufrechterhaltung der sozialen Daseinsvorsorge. „Wir brauchen jetzt mutige und wirksame politische Entscheidungen im Bund und in den Ländern.“
Mit freundlichen Grüßen
Gwendolyn Stilling, Pressesprecherin
Leiterin
Presse, Redaktion, Kampagnen
Mit freundlichen Grüßen
i. A. Nicole Diederich
Referentin Pflege