PM 24/2020 v. 30.10.2020
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V. begrüßt das konsequente und weitestgehend gut nachvollziehbare Vorgehen der Bundes- und Landesregierung gegen die sich rasend schnell ausbreitende Corona-Pandemie. Aber im erneuten Lockdown und angesichts des nahenden Winters dürfen hilfebedürftige Menschen nicht im Stich gelassen werden, mahnt der Paritätische. „Auch in einer solchen Ausnahmesituation, in der wir Teile des öffentlichen Lebens herunterfahren, müssen Menschen in Not umfassende Hilfe, Beratung und Schutz erhalten können“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen. Der Verband fordert die Politik auf, alles dafür zu tun, dass entsprechende Angebote unter Wahrung des Infektionsschutzes weitgehend offengehalten werden können. Wo nötig, müssen niedrigschwellige Ausweichmöglichkeiten geschaffen werden.
„In den vergangenen Monaten haben die Organisationen und Einrichtungen der sozialen Arbeit mit Kreativität und hohem persönlichen Einsatz vielfach Notlösungen geschaffen, um weiter mit ihren Klientinnen und Klienten in Kontakt bleiben zu können, vom Fensterbankgespräch bis zur Chat-App“, sagt Birgit Eckhardt. Viele Selbsthilfegruppen treffen sich nun virtuell, Schwangerschaftskonflikt- oder Suchtberatung finden per Videochat oder am Telefon statt – derlei Modelle sind inzwischen durchaus gängig und vielfach erprobt. „Aber auf Dauer können sie persönliche Gespräche einfach nicht vollständig ersetzen“, sagt die Vorsitzende des Paritätischen. „Und wir erreichen damit auch einfach nicht alle Menschen.“ Nicht jede*r Betroffene hat den nötigen digitalen Zugang, nicht jede persönliche Krise lässt sich virtuell lösen – das ist die Erfahrung aus dem Lockdown im Frühjahr. Und gerade in Krisenzeiten sind einsame, kranke und psychisch belastete Menschen auf ergänzende Hilfesysteme und persönliche Kontakte angewiesen.
Hinzu kommt die praktische Unterstützung, die nicht virtuell zu ersetzen ist. Notunterkünfte für Obdachlose, Essensausgaben der Tafeln, Rehakurse für chronisch Kranke oder auch psychiatrische Tageskliniken und Tagespflegeeinrichtungen waren im Rahmen des ersten Lockdowns im Frühjahr von Schließungen bzw. Einschränkungen massiv betroffen. Die Folgen für die Betroffenen waren dramatisch. „Das darf so nicht noch einmal passieren. Die Betreiber dieser Einrichtungen haben die vergangenen Monate genutzt, um gute und zuverlässige Hygienekonzepte zu erstellen. Ihnen muss es möglich bleiben, ihre Angebot aufrechtzuerhalten“, sagt Birgit Eckhardt. „Jeder Mensch, der Hilfe braucht, muss diese auch während der Corona-Pandemie erhalten.“
Darüber hinaus dürften auch Soforthilfen für Betroffene kein Tabu mehr sein. „Arme Menschen müssen existenzielle Grundbedürfnisse auch während dieser Krise decken können“, sagt die Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. „Wenn die Tafeln schließen müssen oder der Minijob zum Aufstocken des Regelsatzes plötzlich wegfällt, braucht es unbürokratische und schnelle finanzielle Hilfe.“