Presseartikel
PMS 04/18 v. 19.01.2018
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V. will die Zukunft der sozialen Arbeit aktiv mitgestalten. Bei der Paritätischen Jahreskonferenz in Soltau, die von der Glücksspirale gefördert wurde und an der 200 Führungs- und Fachkräfte aus dem gesamten Landesverband teilnahmen, stand der digitale Wandel ganz oben auf der Tagesordnung. „Die Digitalisierung betrifft die soziale Arbeit ganz enorm“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen in Niedersachsen. „Wir müssen die Chancen und Herausforderungen neuer Technologien bewerten und ausgewählte Technik zum Wohle der von uns betreuten Menschen einsetzen. Dabei darf und kann der Einsatz neuer Technologie niemals den zwischenmenschlichen Kontakt ersetzen.“
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jahreskonferenz diskutierten unter anderem mit zwei ausgewiesenen Fachleuten über dieses Thema: Prof. Dr. Ingo Bode forscht an der Uni Kassel zum Schwerpunkt organisationale und gesellschaftliche Grundlagen; Dr. Christian Hartmann hat mehrere IT-Unternehmen geleitet und arbeitet mit den Schwerpunkten IT-Management und Organisationsberatung in der Beratergruppe Hohenzollern Sieben aus Hannover. Die beiden stießen eine intensive Debatte über Einsatzmöglichkeiten und Grenzen digitaler Technologien an. Einigkeit herrschte bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern darüber, dass die mobile Kommunikation vielfältige Chancen für die Vernetzung bietet; dass aber sowohl das Personal in der sozialen Arbeit als auch die betreuten Menschen im Umgang damit geschult und unterstützt werden müssen. Alte, traditionsreiche Modelle der sozialen Arbeit, etwa die Gemeindepflege als Alternative zu stationären Großeinrichtungen, könnten über den Einsatz zeitgemäßer Kommunikation eine echte Renaissance erfahren. Roboter können in der ambulanten Pflege eingesetzt werden, um ältere Menschen bei der Hausarbeit zu unterstützen.
Andererseits muss die Freie Wohlfahrt über den Tellerrand schauen. Junge Start-up-Unternehmen sind längst dabei, zum Beispiel Plattformen für die unkomplizierte Vermittlung von Betreuungspersonal am Markt zu etablieren – vom Hundesitter über die Nanny bis hin zur Pflegekraft für die demente Großmutter. „Wir haben diese Entwicklung im Blick“, sagt Birgit Eckhardt. „Das kann uns einerseits anspornen und auf neue Ideen bringen. Wir müssen aber auch mit dazu beitragen, dass solche Angebote nicht zu einer Erosion der Qualität in der sozialen Arbeit führen.“ Die Freie Wohlfahrt müsse an dieser Stelle, wie bei der Entwicklung neuer Technologien überhaupt, eine Wächterfunktion einnehmen. „Es darf nämlich nicht sein, dass bei der einfachen Vermittlung von Personal über drei Mausklicks die Qualifikation und die in Jahrzehnten erarbeiteten Standards der sozialen Arbeit auf der Strecke bleiben.“ Der Paritätische selbst werde neue Technologie stets begrüßen, sie aber auch kritisch hinterfragen und nur dort einsetzen, wo sie für die Menschen sinnvoll ist. Soziale Arbeit zeichne sich gerade durch die direkte Interaktion zwischen Menschen aus, betonten auch die beiden Wissenschaftler Bode und Hartmann. Technik könne das niemals ersetzen.
Die Freie Wohlfahrt könne auch dabei helfen, die digitale Spaltung zu überwinden: Es gibt hohe Wissensunterschiede zwischen den verschiedenen Generationen, aber auch der Bildungsgrad entscheidet über die Fähigkeit, digitale Technik sinnvoll und gewinnbringend einsetzen zu können. Hinzu kommt der monetäre Aspekt: „Die unverändert hohe Armut in Deutschland führt dazu, dass sich ein signifikanter Anteil von Menschen bestimmte Technik gar nicht leisten kann“, sagt Birgit Eckhardt. „Das verhindert echte Teilhabe. Gemeinsam mit der Politik müssen wir an dieser Stelle aktiv werden, sonst riskieren wir eine weitere Spaltung der Gesellschaft.“
Im Rahmen der Jahreskonferenz hat der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V. auch seinen Sozialpreis verliehen. Preisträger in diesem Jahr ist der Paritätische Kreisverband Helmstedt mit seiner Geschäftsführerin Andrea Zerrath. Der Kreisverband hat im vergangenen Jahr ein Frauenschutzhaus eröffnet. „Dafür haben Sie lange gekämpft“, sagte Birgit Eckhardt bei der Verleihung. „Mit dem Sozialpreis würdigen wir Ihr außerordentliches Engagement für diese gute Sache.“ Der Sozialpreis ist mit 1500 Euro dotiert.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jahreskonferenz diskutierten unter anderem mit zwei ausgewiesenen Fachleuten über dieses Thema: Prof. Dr. Ingo Bode forscht an der Uni Kassel zum Schwerpunkt organisationale und gesellschaftliche Grundlagen; Dr. Christian Hartmann hat mehrere IT-Unternehmen geleitet und arbeitet mit den Schwerpunkten IT-Management und Organisationsberatung in der Beratergruppe Hohenzollern Sieben aus Hannover. Die beiden stießen eine intensive Debatte über Einsatzmöglichkeiten und Grenzen digitaler Technologien an. Einigkeit herrschte bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern darüber, dass die mobile Kommunikation vielfältige Chancen für die Vernetzung bietet; dass aber sowohl das Personal in der sozialen Arbeit als auch die betreuten Menschen im Umgang damit geschult und unterstützt werden müssen. Alte, traditionsreiche Modelle der sozialen Arbeit, etwa die Gemeindepflege als Alternative zu stationären Großeinrichtungen, könnten über den Einsatz zeitgemäßer Kommunikation eine echte Renaissance erfahren. Roboter können in der ambulanten Pflege eingesetzt werden, um ältere Menschen bei der Hausarbeit zu unterstützen.
Andererseits muss die Freie Wohlfahrt über den Tellerrand schauen. Junge Start-up-Unternehmen sind längst dabei, zum Beispiel Plattformen für die unkomplizierte Vermittlung von Betreuungspersonal am Markt zu etablieren – vom Hundesitter über die Nanny bis hin zur Pflegekraft für die demente Großmutter. „Wir haben diese Entwicklung im Blick“, sagt Birgit Eckhardt. „Das kann uns einerseits anspornen und auf neue Ideen bringen. Wir müssen aber auch mit dazu beitragen, dass solche Angebote nicht zu einer Erosion der Qualität in der sozialen Arbeit führen.“ Die Freie Wohlfahrt müsse an dieser Stelle, wie bei der Entwicklung neuer Technologien überhaupt, eine Wächterfunktion einnehmen. „Es darf nämlich nicht sein, dass bei der einfachen Vermittlung von Personal über drei Mausklicks die Qualifikation und die in Jahrzehnten erarbeiteten Standards der sozialen Arbeit auf der Strecke bleiben.“ Der Paritätische selbst werde neue Technologie stets begrüßen, sie aber auch kritisch hinterfragen und nur dort einsetzen, wo sie für die Menschen sinnvoll ist. Soziale Arbeit zeichne sich gerade durch die direkte Interaktion zwischen Menschen aus, betonten auch die beiden Wissenschaftler Bode und Hartmann. Technik könne das niemals ersetzen.
Die Freie Wohlfahrt könne auch dabei helfen, die digitale Spaltung zu überwinden: Es gibt hohe Wissensunterschiede zwischen den verschiedenen Generationen, aber auch der Bildungsgrad entscheidet über die Fähigkeit, digitale Technik sinnvoll und gewinnbringend einsetzen zu können. Hinzu kommt der monetäre Aspekt: „Die unverändert hohe Armut in Deutschland führt dazu, dass sich ein signifikanter Anteil von Menschen bestimmte Technik gar nicht leisten kann“, sagt Birgit Eckhardt. „Das verhindert echte Teilhabe. Gemeinsam mit der Politik müssen wir an dieser Stelle aktiv werden, sonst riskieren wir eine weitere Spaltung der Gesellschaft.“
Im Rahmen der Jahreskonferenz hat der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V. auch seinen Sozialpreis verliehen. Preisträger in diesem Jahr ist der Paritätische Kreisverband Helmstedt mit seiner Geschäftsführerin Andrea Zerrath. Der Kreisverband hat im vergangenen Jahr ein Frauenschutzhaus eröffnet. „Dafür haben Sie lange gekämpft“, sagte Birgit Eckhardt bei der Verleihung. „Mit dem Sozialpreis würdigen wir Ihr außerordentliches Engagement für diese gute Sache.“ Der Sozialpreis ist mit 1500 Euro dotiert.