Startseite Landesverband
Presseartikel

Über den Tellerrand hinaus

Der Magen ist gut gefüllt, aber manchmal leidet die Seele still Tag für Tag vor sich hin. „Die Essen-auf-Rädern-Fahrer sind oft der einzige Kontakt der belieferten Senioren zur Außenwelt“, sagt Kundenbetreuerin Britta Redeke vom Paritätischen Hameln-Pyrmont. „Uns wird Vertrauen entgegengebracht, und wenn da ein ungeleerter Mülleimer steht oder sich der Weg zum nächsten Briefkasten als akutes Problem auftut, helfen wir ganz unkompliziert. Schließlich sind uns die Menschen ja ans Herz gewachsen und umgekehrt ist das auch so.“ Aber auch vor schwerwiegenden Defiziten verschließen sie eben nicht die Augen und versuchen Lösungsmöglichkeiten zu finden. Der erste Schritt, den Britta Redeke dazu tätigt, ist aber oft erst einmal ein persönlicher Anruf bei den Angehörigen, um auf das erkannte Problem überhaupt aufmerksam zu machen. Britta Redekes Aufgabe ist es, als Kundenbetreuerin diese soziale Lücke zu füllen. Die Mitarbeiterin hat dafür zunächst ihren Job als Fahrerin bei „Essen auf Rädern“ im letzten Jahr an den Nagel gehängt. Nun darf sie sich nur noch um die Belange der Kunden des Paritätischen kümmern. Rückendeckung hat sie von Geschäftsführer Norbert Raabe höchstpersönlich, der diese neue Stelle beim Paritätischen Hameln-Pyrmont im letzten Jahr geschaffen hat. Ihr Aufgabenfeld nennt sich Kundenbetreuung. Redekes Bilanz nach einem Jahr Tätigkeit: „Wir konnten schon viel Positives erreichen.“ Erreichen will sie dabei vor allem, dass den ihr anvertrauten Menschen mehr Lebensqualität ermöglicht wird und gesellschaftlichen Ausgrenzungen entgegengewirkt wird. Die Kundenbetreuerin will so gut es geht „Balsam auf die leidenden Seelen geben“. Dieses bedeutet aber auch eine gewisse Verantwortung und sehr viel Fingerspitzengefühl, wenn mögliche Defizite erkannt werden und hier und da dann behutsam eingehakt wird. Denn nicht jeder Senior ist sofort begeistert, wenn er plötzlich hört, dass eine mobile Gehhilfe auch für ihn angebracht sein könnte. Britta Redeke ist aber natürlich vor allem auch als Beraterin für Kunden und Interessenten da, wenn diese spezielle Fragen zu den Essenangeboten haben oder wenn sie über das Repertoire des Wohlfahrtverbandes aufgeklärt werden möchten. Jeder kann ihre Beratung kostenlos anfordern. Zurzeit sind es rund 400 Essen, die der heimische Mahlzeitendienst ausfährt. „Essen auf Rädern“ hat sich auch in Hameln zu einem Servicedienst entwickelt, der mittlerweile unverzichtbar in der ambulanten Versorgungskette für Senioren und hilfebedürftige Menschen ist. „Grundsätzlich kann aber jeder unseren Lieferservice in Angriff nehmen, zum Beispiel auch Kleinbetriebe“, sagt der Chef von „Essen auf Rädern“, Uwe Broszeit. „In der Regel sind es aber die Senioren, die von uns beliefert werden.“ Britta Redeke macht der Job nach einem Jahr jedenfalls noch immer so viel Freude wie am Anfang. Und nur zu gern hat sie zusammen mit dem regionalen Wohlfahrtsverband Hameln-Pyrmont und vielen heimischen Gästen das runde Jubiläum „50 Jahre Essen auf Rädern“ in der Hamelner Fußgängerzone vorm FiZ (Familie im Zentrum) vor einigen Wochen gefeiert. In Hannover wurde das landesweite Jubiläum übrigens am 4. September begangen. Der mobile Mahlzeitendienst startete einst seinen Service im Jahre 1963 von der Universität Braunschweig aus. Seit dieser Zeit sind rund 95 Millionen Portionen Essen in Niedersachsen verteilt worden. Die Belieferung erfolgte in den ersten Jahren im Henkelmann, das Essen kam aus der Mensa, organisiert hat es zunächst das Studentenwerk. (Dewezet Hameln vom Donnerstag, 12. September 2013, Seite: 14)