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PMS 01/19 v. 15.01.2019
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V. positioniert sich für den Erhalt der vierjährigen Ausbildung für angehende Erzieherinnen und Erzieher. „Das bisherige System der Ausbildung hat sich bewährt. Diese gute Qualität muss erhalten bleiben“, sagt Birgit Eckhardt, Vorsitzende des Paritätischen. „Die Auszubildenden werden in dieser Zeit gut auf die hohen fachlichen Anforderungen in der Berufspraxis vorbereitet. Wir haben in Niedersachsen kein Ausbildungs-, sondern ein Kapazitätsproblem. Außerdem muss die Ausbildung endlich vergütet werden, wie in anderen Berufen auch. Das neue Bundesprogramm ist dabei ein unzureichender halber Schritt.“
Die derzeitige Diskussion muss sich folglich darauf konzentrieren, die im sogenannten „Niedersachsen-Plan“ des Kultusministeriums bereits auf den Weg gebrachten Kapazitätsausweitungen voranzutreiben. „Es mangelt nicht an Bewerberinnen und Bewerbern für die vorhandenen Fachschulplätze“, sagt Birgit Eckhardt. „Auch die existierenden Plätze für eine berufsbegleitende Ausbildung oder eine Ausbildung in Teilzeit reichen bei Weitem nicht aus, um die Nachfrage zu befriedigen.“ Das Land hat aus diesem Grund auch bereits die Kapazitäten der Leuphana Universität in Lüneburg aufgestockt, damit dort mehr angehende Lehrkräfte für die Erzieher/-innenausbildung studieren können. „Diese Anstrengungen müssen noch intensiviert werden, damit die Fachschulen am Ende auch mehr Ausbildungsplätze anbieten können.“
Eine verkürzte Ausbildung brächte zwangsweise weniger Qualität mit sich. „Eine Absenkung des Qualifikationsniveaus darf es nicht geben“, sagt Birgit Eckhardt. „Die Anforderungen an Erzieherinnen und Erzieher sind zuletzt immer mehr gestiegen. Inklusion, Migration und Sprachförderung sind die drei größten inhaltlichen Herausforderungen für die Kindertagesstätten und die Kinder- und Jugendhilfe insgesamt. Um die gut zu meistern, brauchen wir gut ausgebildete Fachkräfte und keine Ausbildung light.“ Die diskutierte „Fachkraft Kita“ würde als Ausbildungsabschluss lediglich in Niedersachsen anerkannt werden. Zudem wäre ein späterer Wechsel in benachbarte Felder der sozialen Arbeit, etwa in die Behindertenhilfe oder die Kinder- und Jugendhilfe, für die Beschäftigten nicht mehr möglich. Jetzt ist das noch anders: Staatlich anerkannte Erzieherinnen und Erzieher sind in ganz Deutschland und in allen Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe als Fachkräfte anerkannt.
Es darf also nicht darum gehen, über eine verkürzte Ausbildung vermeintlich mehr Interessierte anzulocken – die gibt es ja bereits. Der Fachkräftemangel ist insbesondere auch in Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen zu sehen. „Zu viele Erzieherinnen und Erzieher kehren der Arbeit, die sie ursprünglich mit viel Leidenschaft aufgenommen haben, nach wenigen Jahren den Rücken“, sagt Birgit Eckhardt. „Überlastung, Burnouts und andere gesundheitliche Probleme haben bei Erzieherinnen und Erziehern in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Um die Menschen im Beruf zu halten, muss die Politik endlich die Bedingungen im Berufsalltag verbessern – über kleinere Gruppen, die Erhöhung der Verfügungszeiten und der Leitungsfreistellungszeiten sowie am Ende auch über eine bessere Entlohnung.“